Redebeitrag zum Gedenktag am 9. November

gedenken am 9.11.

Stadtrat Klaus Neunhoeffer als Vertreter der Stadt Schwabach in der Allianz gegen Rechtsextremismus sprach die einleitenden Worte zur Gedenkfeier an die Reichspogromnacht. © Foto: Karg/SCHWABACHER TAGBLATT
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Herzlichen Dank an Alexander Teschauer für den musikalischen Auftakt. Wir werden am Ende der Veranstaltung ein weiteres Stück hören. Alexander Teschauer ist für ein Jahr bei der städtischen Musikschule im FSJ und ergänzt die kulturelle Arbeit dieser Einrichtung.

Zu dieser Gedenkveranstaltung begrüße ich Sie alle.

Eine solche Veranstaltung am 9. November nimmt zu allererst das Jahr 1938 in den Blick.

Die Nationalsozialisten inszenierten an diesem Abend einen flächendeckenden Pogrom gegen jüdische Einrichtungen und Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. In den mehr als 5 Jahren der NS-Diktatur bis zu diesem Tag hatten Antisemitismus, Rassismus  und antidemokratische Politik in Deutschland den Boden bereitet für diese Schandtaten.

Die Gräuel liefen in allen Städten und größeren Gemeinden nach dem gleichen Muster und nach den Anweisungen von SA, SS und NSDAP ab. Fast alle Synagogen brannten, dieThorarollen wurden aus den Schreinen gerissen, wertvolle Gegenstände wurden gestohlen; Geschäfte, Werkstätten und Wohnhäuser jüdischer Bürger wurden demoliert; der sich selbst als „Volksjustiz“ bezeichnenden Mob tötete Dutzende Menschen; und den jüdischen Gemeinden wurde die Zerstörung im Nachhinein von der NS-Bürokratie in Rechnung gestellt.

Wer sehen wollte, konnte sehen; spätestens im November 1938. Und doch waren die Ereignisse an diesem 9. November erst das Vorspiel zum Holocaust, der zur Tragödie der europäischen Juden wurde.

Und in Schwabach?

Wir wissen zweierlei: die Synagoge brannte nicht; sie war in den Monaten vorher in den Besitz einer Brauerei in der Stadt übergegangen und  zum Lager für Bierfässer bis in de 90er Jahre des 20. Jahrhunderts geworden.  Dies ist eine eigene Geschichte.

Es gab wohl Steinwürfe und Schmierereien auf und an Wohn- und Geschäftshäuser jüdischer Schwabacher. Das wissen wir aus Zeitzeugenberichten. Und daraus wissen wir auch, dass etliche Schwabacher den Zug nach Nürnberg nahmen, dort an den Ausschreitungen der Nazis teilnahmen – die Nürnberger Synagoge brannte nieder, der Mob raste – und dann ins kleinstädtische Idyll Schwabachs zurückkehrten.

Wieso der 9. November?

An diesem Tag war 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende; der Kaiser flüchtete durch die Hintertür, es war Revolution; nationalistisch Denkenden ein unerträglicher Gedanke. Unter anderem dies nahm Hitler am 9. November 1923 zum Anlass zu seinem inszenierten Putschversuch in München.

Der 9. November ist so zum symbolischen Datum des Nationalsozialismus geworden. Daher auch die Ereignisse an diesem Tag im Jahr 1938.

Dass dann im Jahr 1989 zu diesem Datum die Geschichte einer anderen Diktatur in Deutschland zu Ende geht, darf eher dem historischen Zufall zugerechnet  werden.

Sie sehen, Gründe gibt es genug für eine Gedenkfeier hier unter den Rathausarkaden.

Ich freue mich, den Oberbürgermeister der Stadt Schwabach begrüßen zu können; ich danke der Stadtheimatpflegerin für ihr Engagement auch als Pädagogin; ein herzlicher Dank gilt dem Jugendzentrum und nametlich Dirk Weinreich, der nicht nur für die Technik am heutigen Tag sorgt, sondern mit allen MitarbeiterInnen des Hauses auch inhaltlich Position bezieht;  ein Dank geht an das Blumenhaus Schwarz für den Blumenschmuck an der Gedenktafel;  ich freue mich über die Beteiligung der Initiative für Demokratie – gegen Rechtsradikalismus; wir haben in Schwabach seit Jahrzehnten ein Forum, auf dem sich alle engagierten Kräfte treffen, um gegen die Gefahren und Gefährdungen des Rechtsextremismus eine positive Grundhaltung zu setzen: für Demokratie, Toleranz und Vielfalt.

Im Schwabach der kurzen Wege funktioniert die Kommunikation in dieser Initiative vorzüglich; dank sei dem Engagement von  allen Gruppierungen, Familien und Einzelpersonen aus allen demokratischen politischen Lagern, aus kirchlichen und gewerkschaftlichen Organisationen sowie aus der Jugend- und Bildungsarbeit;  wir werden weiter zu arbeiten haben. Danke sage ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich an die Familie Sambale für ihr unermüdliches Engagement.

Einen Wunsch habe ich für die Erweiterung des Teilnehmerkreises in der Initiative: wir sollten aktiv auf die muslimischen BürgerInnen in Schwabach zugehen und sie zur Mitarbeit einladen. Ist doch Islamophobie ein gegenwärtiges Kennzeichen von Fremdenfeindlichkeit, dem wir entgegentreten sollten.

Wir hören nach den Worten des OB Beiträge aus der städtischen Wirtschaftsschule, dann einen Redebeitrag von Christl Sambale von der Initiative für Demokratie und zum Abschluss noch ein Musikstück, gespielt von Alexander Teschauer.

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