Frohe Botschaft aus Betlehem?


„Frohe Botschaft aus Betlehem?“ – so lautete der Titel einer Veranstaltung, zu der die Schwabacher Grünen und die beiden Kirchengemeinden St. Martin und St. Sebald einluden. Referentin des Abends war Faten Mukarker, eine palästinensische Christin aus Betlehem, die dort als Reiseführerin arbeitet. In diesem Zusammenhang lernten sie die Ehepaare Gerber und Neunhoeffer kennen und organisierten ihren Auftritt in Schwabach.

Christine Krieg, Vorstandssprecherin der Schwabacher Grünen und Artur Fuchs, Mitglied im Kichenvorstand von St. Martin, begrüßten die Referentin herzlich. Mukarkers Vater arbeitete als Schriftsetzer beim Goethe-Institut in Bonn, wo sie die ersten zwanzig Jahre ihres Lebens verbrachte. Während ihre Schulfreundinnen mit zunehmendem Alter immer selbständiger wurden, wurde ihr Leben immer stärker reglementiert. Vor Erreichen der Volljährigkeit, damals mit 21 Jahren, wurde sie während des Heimaturlaubs verheiratet. Heute nutzt sie ihre ausgezeichneten Sprachkenntnisse für Vortragsreisen in den deutschen Sprachraum.

Überraschend für den einen oder anderen Besucher war, dass „die Palästinenser“ keine homogene Gemeinschaft sind, sondern dass es auch hier diverse Untergruppierungen gibt. Die Abgrenzungen verlaufen, wie häufig im Orient, entlang der Religionszugehörigkeiten. So besteht die christliche Minderheit aus knapp 1 % der palästinensischen Bevölkerung und der Großteil davon lebt in und um Betlehem.

Wie vermutet war die Botschaft, die aus Betlehem kam, nicht „froh“. Mukarker schilderte in eindringlichen Worten, wie der Wille zum Frieden, den es auf beiden Seiten gibt, von Extremisten untergraben wird. Auf der einen Seite sind diejenigen, die das Existenzrecht Israels ablehnen, verantwortlich für Anschläge und Raketenbeschuss sind und sich bei Vergeltungsmaßnahmen in unterirdische Tunnel zurückziehen, während die einfachen Menschen unter den Vergeltungsmaßnahmen leiden. Die andere Seite wird von aggressiven, militanten Siedlern repräsentiert, die von Landbesitzurkunden der Palästinenser nichts wissen wollen, sondern sich darauf berufen, dass ihre Ansprüche „von Gott“ kommen. In diesem Klima haben es Stimmen der Vernunft schwer. Kompromisse scheinen unmöglich zu sein und die Radikalisierung der nachwachsenden Generationen kaum zu verhindern.

Besonders beeindruckend waren Mukarkers Schilderungen vom Bau der Grenzmauer, die, anders als der Name es vermuten lässt, nicht auf der Grenze zwischen Israel und der Westbank verläuft, sondern zum Teil weit auf dem Gebiet der Palästinenser. Eines Morgens wurde die Familie damit konfrontiert, dass jahrhundertealte Ölbäume im Olivenhain der Familie von Bulldozern entwurzelt wurden, um Platz für die Grenzbefestigung zu schaffen. Natürlich waren jeder Protest und jede Träne zwecklos. Die Familie musste sich damit abfinden, dass das Betreten von Teilen ihres Landes ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich sein werde. Damit verbunden waren natürlich auch ökonomische Verluste, da die Ernte von Oliven und Wein entfiel.

Während in Berlin die Mauer gefallen ist, entstand im sogenannten „Heiligen Land“ eine monströse Mauer, die mehr als doppelt so hoch ist wie das Berliner Vorbild, zwar nicht mit Selbstschussanlagen versehen ist, aber genauso unerbittlich Menschen voneinander trennt.

Natürlich war Mukarkers Bericht ganz stark geprägt durch die Sichtweise der palästinensischen Seite. Greifbar war jedoch die Verzweiflung, dass es so nicht weitergehen könne. Der Extremismus auf beiden Seiten, die Unterscheidung in „Wir“ und „Die“ und die fehlende Dialogbereitschaft nehmen die Menschen auf beiden Seiten der Mauer in Geiselhaft. Doch Mukarker gibt die Hoffnung nicht auf. „Es braucht ein Wunder. Und wenn es Wunder gibt, dann doch zuallererst im Heiligen Land!“


Die Referentin Faten Mukarker im eigenen Garten.


Dem Irrsinn ist nur mit Humor zu begegnen.



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