Weil es keinen Planeten B gibt


„So voll habe ich die Sternlounge noch nie gesehen“, zeigte sich Grünen-Vorstand Bernhard Spachmüller beeindruckt vom Interesse der Schwabacherinnen und Schwabacher am Besuch von Dr. Anton Hofreiter. Der Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion sprach unter dem Titel „Weil es keinen Planeten B gibt“ über Klimawandel und Aussterbekatastrophe und beleuchtete stichpunktartig einige Aspekte in der politischen Diskussion.

Der gängigen These, Klimawandel habe es schon immer gegeben, widersprach er nicht. Eiszeiten und Warmzeiten sind in der Forschung klar nachweisbar. Der große Unterschied sei jedoch die Geschwindigkeit, mit der die globale Durchschnittstemperatur steigt. Das korreliert signifikant mit der Freisetzung von Treibhausgasen, insbesondere Kohlendioxid, aber auch Methan, durch die Verbrennung fossiler Energieträger.

Die derzeit laufende 6. Aussterbekrise zeigt sich an einem weltweiten Artenschwund. Tier- und Pflanzenarten verschwinden überall auf der Erde, was zu einem Kollaps der Ökosysteme führt. Dass es bereits die 6. derartige Krise ist – die letzte war das Verschwinden der Dinosaurier vor 65 Mio Jahren – zeige, dass die Erde auf sehr lange Sicht mit diesen Problemen zurecht kommt. Deshalb geht es nicht darum, „den Planeten“ oder „die Natur“ zu retten. Beides wird es auch weiterhin geben, denn beide haben Tausende von Jahren Zeit sich zu erholen. Die Menschheit hat diesen Zeithorizont nicht, und daher müsse sie alles tun, um die eigenen Lebensgrundlagen zu erhalten.

Die Politik ist an dieser Stelle gefragt, Rahmenbedingungen zu setzen, die Umwelt, Natur und Lebensgrundlagen schützen. Dabei kommt Deutschland als viertgrößter Industrienation eine besondere Vorbildrolle zu. Hofreiter konnte auf Erfolge verweisen, die leider viel zu wenig thematisiert werden. Durch das Erneuerbare Energiengesetz von 2002 wurde erreicht, dass Geothermie, Wind und Sonne weltweit als relevante Energieträger etabliert werden konnten. Der Preis für die Produktion einer Kilowattstunde Strom sank von 45 ct auf unter 1 ct in südlichen Ländern. In unseren Breiten liegt er etwa bei 4 ct. Im Vergleich dazu sind die Produktionskosten im neu gebauten Atomreaktor Hinkley Point (Großbritannien) bei etwa 11 bis 15 ct. Zusätzliche Kosten für Speicherung, Entsorgung oder Transport sind bei dieser Rechnung unberücksichtigt.

In der Frage der emissionsfreien Mobilität unterstützt Hofreiter klar die E-Mobilität. Der Wirkungsgrad ist bei E-Autos mit 80 % deutlich am höchsten. Bei der Wasserstofftechnik müsse erst Wasser durch Energieeinsatz zerlegt werden, um dann im Fahrzeug erneut umgewandelt zu werden. Dadurch werden lediglich ca. 30 % der eingesetzen Energie für den Antrieb des Fahrzeugs wirksam.

Dem möglichen Gegenargument, die Lithiumgewinnung in Südamerika sei eine ökologische Katastrophe, stimmte Hofreiter zu. „Endlich diskutieren wir darüber, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen wir Rohstoffe gewinnen. Bei Mobiltelefonen oder TV-Geräten akzeptieren wir klaglos, dass auf schmutzige Art gewonnene Bestandteile verbaut werden. Während jedes Diesel- oder Benzinatom nur einmal verbrannt werden kann, verbrauchen sich Lithium-, Kupfer- oder Nickelatom nicht durch den Gebrauch. Diese Stoffe müssen immer wieder in die Wirtschaftskreisläufe eingebracht werden“, so Hofreiter. Das Ziel müsse eine Kreislaufwirtschaft sein.

Natürlich geht es in der Mobilitätsfrage nicht nur ums eigene Automobil. Bahn und öffentlicher Verkehr soll, so fordern es die Grünen, zumindest gleichrangig behandelt werden. Auch dem Fahrrad muss mehr Raum zu Verfügung gestellt werden, insbesondere in den Städten. Es braucht echte Alternativen zum Kfz.&& Im Anschluss entspann sich eine rege Diskussion quer durch den Themenbereich. Selbstverständlich wurde auch die Frage der Stromleitungen, die ja rund um Schwabach hochaktuell ist, eingebracht. Hofreiter ist der Auffassung, dass auch eine dezentrale Energieversorgung Leitungen braucht. Die vielen kleinen Energieproduzenten müssen in ein Netz integriert werden, so dass auch Ausfälle kompensiert werden können. Das sichert die flächendeckende Versorgungssicherheit für den Fall, dass in einzelnen Regionen kein Wind weht oder nicht die Sonne scheint.

Die Frage einer Zuhörerin, warum nicht endlich Klimaschutzmaßnahmen beschlossen werden, beantwortete Hofreiter sehr deutlich. „Es wurden mehrheitlich Personen in den Bundestag gewählt, die diese Maßnahmen ablehnen. Der Bürger erhält hier genau das, was er gewählt hat. Die Demokratie funktioniert also, auch wenn andere das Gegenteil behaupten.“


Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Sternlounge bei Anton Hofreiters beeindruckenden Vortrag.


Karin Holluba-Rau, Bernhard Spachmüller, Silli Weißkirchen, Anton Hofreiter, Birgit Raab und Sascha Müller.





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