Großes Kino im Luna-Theater


SCHWABACH – Die Grünen bringen echten Schwung in den Schwabacher Europawahlkampf. Dass sie mit Henrike Hahn die Spitzenkandidatin der bayerischen Grünen in die Goldschlägerstadt locken konnten: Okay, bemerkenswert, aber doch nicht wirklich außergewöhnlich. Ein echter Coup aber war es, das Freisinger Grünen-Kabarett nach Schwabach zu holen. "Zum Zungeschnalzen" hat die Süddeutsche Zeitung über die Darbietung der Oberbayern einmal geurteilt und lag damit völlig richtig.

Die Satire-Truppe besteht Kommunalpolitikern und dem Landtagsabgeordneten Johannes Becher, der gemeinsam mit Kreisrat Toni Wollschläger die Texte schreibt. Im Luna-Kino absolvierte sie einen ihrer seltenen Auftritte. "Die Baustelle oder: Was sie schon immer über Europa wissen wollten" war eine höchst gelungene Mischung aus Couplets zur Musik bekannter Songs und szenischem Kampf um die Architektur des "Hauses Europa". Schließlich steht das Richtfest bevor und noch ist nicht klar, wer den "Richtungsspruch" vom Dachstuhl schmettern darf.

Mike Moneymaker, auf dessen Hut zwar Euro-Sterne prangen, in dessen Seele aber hauptsächlich Dollar-Zeichen brennen. Vermutlich spricht er nicht zufällig den typischen SPD-Schröder-Slang. Wenn es nach ihm ginge, erhielte die Wirtschaft ein Palais und das Soziale ein Kammerl im Keller. Oder spricht der Zimmermann. Ihm legt die grüne Gärtnerin ans Herz, für ein solidarisches, demokratisches und gerechtes Europa der Bürger einzustehen. Der Chor der Nationalisten aber gibt nur noch eine Richtung vor: "Raus, raus, raus aus der EU" singen die vereinten Separatisten. Sie wollen dem Handwerker klar machen: Den Eliten in Brüssel ist der kleine Mann scheißegal. "Nur wir sind für Dich da", säuselt AfD-Weidel dem Zimmermann ins Ohr.

Letztlich aber setzt sich doch der grüne Wahlkampfslogan durch. "Kommt, wir bauen das neue Europa", sagt die Öko-Partei und das Kabarett-Ensemble fordert das Publikum auf, sich zu bekennen. Denn der Text der abschließenden Hymne zeigt: "Einigkeit und Recht und Freiheit" könnte auch gut zur Melodie des Europa-Lieds passen.

"Europa, das sind wir alle." Für Henrike Hahn ist die bevorstehende Wahl "so wichtig wie nie zuvor, denn die Lage ist so dramatisch wie nie zu vor", so die ehemalige Unternehmensberaterin aus München. "Der Rechtspopulismus bedroht die europäische Einigung, die 74 Jahre Frieden sichergestellt hat", findet die 48-jährige Politikwissenschaftlerin, die in München, Paris und Detroit studiert hat. Für sie ist eines klar: "Europa macht unser Leben besser", sagte Hahn und zählte Beispiele auf. "Bessere Luft, weniger Nitrat im Boden, Datenschutz." Die EU kann ein Steuerungsinstrument sein, wenn nationale Regelungsmechanismen versagen.

So soll die EU in Zukunft auch in Sachen Kohlendioxidsteuer, Kreislaufwirtschaft und Artenschutz eingreifen, wünschte sich Hahn. Denn insbesondere beim Klimaschutz sei es gerade jetzt noch möglich zu handeln, ohne überbordende Belastungen zu schaffen. "Aber es ist Eile geboten, denn sonst wird es sehr viel teuerer", war Hahn überzeugt. Zugleich wies sie darauf hin, dass die EU viel Geld für die Regionen zur Verfügung stelle. Darüber könne man sich im Internet sogar detailliert informieren. Unter den Stichworten "EU-Finanzhilfen" und "EU-Förderung in Deutschland" sind die konkreten Daten zu finden.

Die grüne Botschaft ließ sich also an diesem Sonntag Vormittag leicht zusammenfassen: "Grüne Kultur und Kohle aus Brüssel. Die Schwungräder der Gegenwart."

© Text: Robert Schmitt | SCHWABACHER TAGBLATT, Fotos: Bernhard Spachmüller































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