Zur Schwabacher Innenstadtentwicklung


Bruno Fetzer wurde schnell erstaunlich deutlich: "Die inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte sterben aus." Seine These ist nicht alleine auf Schwabach bezogen, sondern es handelt sich um einen deutschlandweit zu beobachtenden Trend, dem sich Schwabach nicht entziehen kann.

Die Schwabacher Grünen, die die beiden Vorsitzenden der Werbe- und Stadtgemeinschaft, Bruno Fetzer und Wilfried Rotter, zu einer Diskussion über das Thema "Innenstadtentwicklung" eingeladen hatten, waren über die Radikalität dieser Aussage erstaunt. Wobei aber die Einschränkung nachgeschoben wurde, dass diese These nicht für alle Branchen gelte.

Die Begründung, die die beiden Gäste unisono anboten, waren jedoch stimmig. Bei Kaufentscheidungen entscheidet in vielen Fällen der Preis. Hier sehen sich die Einzelhändler gegenüber der Konkurrenz der großen Filialisten oder der Internethändler im Nachteil. Die fachlich bessere Beratung im Einzelhandel wiegen das begrenzte Angebot und den Preisnachteil nicht auf. Die Kunden erwarten inzwischen auch ein "Einkaufserlebnis", das sie in der Großstadt oder in einem Outlet-Center eher finden, als in der kleinstädtischen Innenstadt. Als Schlüsselerlebnis führt Fetzer eine Zufallsbegegnung während einer Urlaubsreise an. Ein Akademiker in den Sechzigern berichtete, das es für ihn eine Form von Lebensqualität darstelle, abends zuhause bei einem Glas Wein im Internet auf Suche nach interessanten Produkten zu gehen.

Eckhard Gölls Frage, ob Entscheidungen des Stadtrats, z.B. die Erhöhung der Parkgebühren, den Abwärtstrend beschleunigten, beantwortete Wilfried Rotter nicht eindeutig. Den Kunden stehen jetzt einerseits auf jeden Fall ausreichend Parkplätze zu Verfügung Andererseits bestehe jetzt das psychologische Hindernis, zunächst mehr bezahlen zu müssen. Diese Kosten verrechnen eine erhebliche Anzahl der Händler mit dem Einkauf, so dass den Kunden keine Zusatzkosten entstehen. Rotter sieht an dieser Stelle für manche Menschen ein willkommenes Argument dafür, die Innenstadt zu meiden.

Für die Entwicklung in Schwabach ursächlich sei eher die schleichende Abwanderung des Lebensmitteleinzelhandels gewesen. Den Obst- und Gemüsemarkt sowie die beiden Bio-Läden in der Innenstadt seien für ein breites Publikum schlicht zu teuer. Hier widersprachen einige der anwesenden Grünen, dies sei ein gängiges Vorteil. Die Preise im Biobereich seien mittlerweile konkurrenzfähig und die Qualität sei besser als beim Discounter.

Die Qualität einer Innenstadt bestehe jedoch nicht nur aus der Vielfalt des Einzelhandels, so Fetzer. "Wir haben eine hervorragende Gastronomie, eine attraktiv gestaltete Innenstadt sowie übers Jahr verteilt viele Veranstaltungen." Sein Eindruck sei, dass die Schwabacher Bevölkerung gerne in ihre Stadt kommt und sich mit ihr identifiziert. Daher sei es wichtig, dass auch weiterhin Neu- und Umgestaltungen vorgenommen werden sollten, um die Wohn- und Aufenthaltsqualität zu erhalten. Genannt wurde explizit die Umgestaltung des Martin-Luther-Platzes, die aufgrund der Sanierung der Stadtkirche verschoben wurde.

Ob unter den geschilderten Umständen die Fixierung auf Einzelhandel und der einhergehende Verlust an Grünflächen im Bereich des Prell-Areals überhaupt sinnvoll sei, stellte Kreisvorstand Bernhard Spachmüller in den Raum. Der für den Umbau notwendige Investor wurde bislang noch nicht gefunden. Einig war man sich, dass an dieser Stelle auf jeden Fall "etwas passieren" müsse. Wahrscheinlich sei jedoch, dass mit der Ansiedlung eines Vollsortimenters der Lebensmittelmarkt in der Wittelsbacherstraße schließen werde.

Ein interessantes Schlusswort war Fetzers Aussage, dass viele Branchen bereits Umbrüche hinter sich haben und Berufe verschwunden sind. "Das gab es schon immer. Und jetzt sind eben die Einzelhändler dran ..."

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