Grüne besuchen die Kläranlage


Der Film "Plastic Planet" hat unter der Bevölkerung viel Sensibilität für die weltweite bedrohliche Plastikverschmutzung der Weltmeere erzeugt. Inzwischen ist dieses Thema aber auch unmittelbar bei uns vor Ort angekommen. Wenn wir morgens auf die Zahnpastatube drücken, uns mit Hautcreme pflegen, mit Duschgel unter der Dusche stehen, mit Sonnencreme uns vor Sonnenstrahlen schützen wollen, wir können fast immer davon ausgehen, dass wir ein Produkt verwenden, das bis zu 10% winzige Plastikügelchen enthält.

Diese Plastikmikropartikel, zumeist aus Polyethylen, sollen für eine mechanische Reinigung durch den Reibungseffekt, den sog "Peelingeffekt", sorgen. Solche Mikroplastikkügelchen gelangen dann über das Abwasser in die Umwelt. Diese Tatsache war Anlass, dass sich die Stadtratspflegerin für Umwelt und Naturschutz, Karin Holluba-Rau, und interessierte Grüne mit dem Chef des Tiefbauamtes, Jürgen Barthel und der Leiterin der Kläranlage, Michaela Jilg, vor Ort an der Schwabacher Kläranlage trafen.

Die beiden Fachleute bestätigten, dass dieses relativ neue Umweltthema "Mikroplastik im Abwasser"  Beachtung finden müsse. In unserer Schwabacher Kläranlage würden alle Teile, die größer als 5 mm wären, durch die Klärrechen herausgefischt, so Frau Jilg. Kleinere Teichen durchlaufen den Klärprozess nahezu unbeschadet und  verlassen die Kläranlage über den Klärschlammaustrag oder über den Auslauf des gereinigten Abwassers in die Rednitz.  Der entwässerte Klärschlamm wird zur Rekultivierung von Bergbauflächen nach Thüringen verbracht. Diese Kleinstteilchen könnten dann auch über den Windstrom verfrachtet werden.

Nachdem immer mehr bekannt wird, dass sich diese mikroskopisch kleine Plastikteilchen inzwischen überall in Gewässern und auch inzwischen im Regen nachweisen lassen, ist Handlungsbedarf angesagt. Stadtrat Eckhard Göll, Imker, ergänzte, dass ein Professor in Oldenburg bereits in einigen Honigproben solches Material gefunden habe.

Herr Barthel erklärte, dass sich die Nürnberger Kläranlage führend für die Region mit diesem noch relativ neuen Thema beschäftigt. Dort heißt es, "diese relativ reinen Kunststoffe wären zunächst toxikologisch relativ unbedenklich. Die meisten sind leicht, treiben an der Oberfläche des Schmutzwassers und können deshalb in den Aufschwimmbecken zusammen mit den Fetten abgezogen werden" so Herr Barthel. Dennoch werden noch zahlreiche Mikropartikel im Abwasserstrom gefunden, über deren weiteren Weg man wenig wüßte."
Dieses Mikroplastik, das inzwischen auch überall in der Atmosphäre zu finden ist, verschmutzt unseren Planeten ubiquer. In der Schweiz hat man den Mikropartikel im Abwasser bereits eine Kampfansage erteilt, man reagiert mit entsprechenden Filtern. Aber das kostet alles der Allgemeinheit viel Geld.

Deshalb sollten Verbraucher und Vrebraucherinnen beim Einkauf von Pflegeartikeln darauf achten, dass sie auf Peeling mit Plastikügelchen verzichten. Auch manche Hersteller von Cosmetikartikeln räumen inzwischen Handlungsbedarf ein. Auch die große Politik ist gefordert, die Auswirkungen des Mikroplastik untersuchen zu lassen und letztendlich dessen Einsatz zu verbieten.

Weitere Themen zum Abwasser waren auch Fleecefasern, die sich aus der Kleidung beim Waschen lösen, der Gehalt von Hormonen und Medikamenten und evtl Auswirkungen, die Rückgewinnung von Phosphat, weil dieser Rohstoff knapp werden wird und die noch nicht ausgebauten Erschließungsstraßen  in Schwabach, weil dadurch sehr viel Sand  über die Kanalisation in die Kläranlage geschwemmt wird. Erfreulich war die Information über die Aufstellung eines neuen Blockheizkraftwerkes, mit dem inzwischen 80% des Strombedarfs bei einer Kläranlagenauslastung von 60% gedeckt werden kann. Die Umweltarbeit in unserer Kläranlage ist immer eine Betrachtung wert, der gemeinsame Blick auf die verschiedensten Umweltprobleme und evtl mögliche Lösungsansätze schafft gegenseitiges Verständnis.

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Die Besuchergruppe der Grünen mit Michaela Jilg, Leiterin der Kläranlage (ganz rechts).

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