Ernährung und Landwirtschaft

Wird die neue europäische Agrarpolitik auch die Regionale Landwirtschaft und Einkaufsverhalten von VerbraucherInnen verändern? Ein Thema, das auch in den Regionen diskutiert werden sollte.

Die Neugestaltung der europäischen Agrarpolitik für die Zeit von 2014 bis 2020 ist im vollen Gange. Als Verbraucherin und Verbraucher in unserer heutigen Welt hat man wenig Einblick in eine Entwicklung, die die Landwirtschaft zur Agrarindustrie macht und die Weltmärkte zu erobern will.
Als Verbraucherin und Verbaucher nimmt man wahr, dass das Grundnahrungsmittel Milch immer billiger zu haben ist. Und so ganz nebenbei stellt man erstaunt fest, dass sich unsere Landschaft und unsere Dörfer verändern. An den Dorfrändern und in der freien Landschaft werden immer mehr neue und größere Kuhställe errichtet, und in den Dörfern stehen die Kuhställe von einst leer. Und zum Beispiel spricht selbst der Stadtmensch  inzwischen von der “Vermaisung” der Landschaft. Selbst die Diskussion um die Sojaproduktion in Urwaldgebieten Brasiliens hat inwischen auch die VerbraucherInnen aufhorchen lassen. Sie verstehen die Welt nicht mehr, dass mit gentechnisch verändertem Soja aus Übersee bei uns die Kühe gefüttert werden, deren Milch dann als Milchpulver z.B. auf am Markt in Ghana landet. Was wiederum dort den heimischen Markt zerstört.
Die neue europäische Agrarpolitik soll anders ausehen,so verspricht es die große Politik. Aber wie, fragen sich Verbraucherin und Verbraucher. Deshalb hatten die Grünen Herrn Manfred Gilch, Milchbauer aus Hip-Pierheim  Gast. Als engaierter BDMler, eine Aktiver vom Bund Deutscher Milchviehhalter, weiß er von den vielen Verhandlungen, die auf bayerischer, auf deutscher und auf europ Ebene zum künftigen Agrarmarkt laufen.

Vom Bauernverband hört man derzeit nur den einen Kritikpunkt, der wieder mal vor allem gegen den Naturschutz gerichtet ist. Mit der neuen europ Agrarpolitik sollen die Zahlungen nicht nur deshalb an die Bauern verteilt werden, weil sie Bauern sind, sondern diesmal plant die GAP, dass 7% der Betriebsfläche ökol. Vorrangflächen sein müssen, wenn  Subentionen in Anspruch genommen werden. Aus Sicht der Grünen, endlich ein kleiner Schritt in eine gerechtere und ökol Ausrichtung für eine bäuerliche, zukunftsfähige Landwirtschaft. Noch sind die Kriterien für die Definition "Ökol Ausrichtung" nicht festgeschrieben. "Wenn diese 7% Vorrangflächen z.B. mit einem mehrjähigen Anbau von Leguminosen, sprich Kleegras, genutzt würden, könnten altbekannte, aber fast vergessene landwirtschaftliche Bodennutzungen zur natürlichen Stickstoffdüngen ökologisch genutzt werden" so erklärte Manfred Gilch den unbedarften Städtern das Thema. Karin Holluba-Rau von den Grünen stellte nochmal klar, dass es hier nicht um Stillelegung von Flächen geht,  wie der Bauernverband ständig behauptet, sondern um eine naturnähere Nutzung, die von Naturschützern akzeptiert, aber nicht unbedingt als optimales ökologosches Modell gesehen wird.

Die Grünen wollten sich aber nicht auf einen einzigen Punkt der GAP- Verhandlungen festnageln. Deshalb war vor allem auch die Exportausrichtung der Landwirtschaft Thema. In diesem Punkt war man sich einig, dass der Weltagarbericht mit seiner Botschaft, dass nur eine bäuerliche Landwirtschaft die Menschheit  dauerhaft wird ernähren können, die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschafdt richtig beurteilt. Eine Politik mit immer mehr Milch für immer niedrigere Preise, fördert nur die industrielle Landwirtschaft, die allein dem  Kapital dient.  Eine wichtige Lösung wäre, eine Milchmengenbegrenzung. Aus Sicht der ökologisch Denkenden bei den Grünen, wäre die Begrezung der Einfuhr von gentechnikfreiem Soja und der Verzicht auf gentechnisch verändertem Soja  die wichtigsten ersten Schritte.
Ein anwesender Schwabacher Landwirt betonte zusammenhängend nochmal, dass man für 30 Cent hier bei uns keine Milch mit Gewinn produzieren kann. Und Manfred Gilch brachte es so auf den Punkt: 1 Cent weniger Milch bedeutet für die Region 1 Million weniger Wertschöpfung pro Jahr..........
Weitere Inhalte waren natürlich auch die Themen der Landnutzung, die Entwicklung und Anhängigkeit von Pachtflächen und Pachtpreisen, der Wunsch nach geschlossenen Kreisläufen, also dass dort wo Gülle entsteht auch genug Flächen vorhanden sein müssen zum Ausbringen, zur Vermeidung von Ferntransporte der Gülle. Ansätze zur Stärkung des ländlichen Raumes müßten neu gedacht werden, auch dafür muß es dringend zu einer Umschichtung der Subventionen kommen. Je benachteiligter ein Gebiet, ein Fläche  bewirtschaftet wird, je mehr Arbeitskräfte für die Bewirtschaftung einer Fläche gebraucht werden, desto höher müßten Subventionen liegen.

Manfred Gilch wünschte sich zum Abschluß seiner Ausführungen die Einsicht von Verbraucherinnen und Verbrauchern, dass Agrarpolitik nicht eine Sparte von Experten ist, sondern eine Gesellschaftspoltik, an der sich jede/jeder beteiligen sollte. Hier wird jetzt  entschieden, was wir morgen essen, und was wie, wo, warum produziert wird.

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