„Die Unternehmen sind oft weiter als die Politik“

SCHWABACH  - Die Wirtschaft muss nachhaltig, ressourcenschonend und sozial gerecht werden. Ein Umbau in diese Richtung hat unverzüglich zu beginnen. Zum Teil, findet der Grünen-Landeschef Dieter Janecek, hat er das sogar schon. Der Politologe erlebt bei seinen zahlreichen Besuchen in den Unternehmen Bayerns, dass dort nicht nur „eindimensional“ gedacht wird. „Oft sind sie viel weiter als die Politik“, so der Landesvorsitzende der Grünen. Seiner Einschätzung nach haben „grüne Ideen“ dafür den Weg bereitet.
In Schwabach entwirft Janecek ein Szenario, das die deutsche Wirtschaft „in ein postfossiles Zeitalter“ führen soll. Erdöl, Gas, Kohle, Uran, seltene Erden. Alles sei endlich. Deshalb plädiert er für einen Plan mit den Akteuren, welche Rahmenbedingungen die Politik schaffen muss, um sich abzukoppeln von fossilen Ressourcen. „Der Leitbegriff ist Nachhaltigkeit“, sagt Janecek.
Mit dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) und dem Atomausstieg hätten die Grünen zwei maßgebliche Voraussetzungen für den Einstieg in eine ökologische und regenerative Wirtschaft geschaffen. „Jetzt brauchen wir neue Strukturen, sonst bekommen wir Probleme“, skizzierte er den Status Quo.

Immerhin lieferte die Kernkraft in Bayern bisher 58 Prozent des Stroms für den Freistaat. Nicht alles müsse man ersetzen. „Denn am wichtigsten ist Energieeinsparung.“ Dennoch ist er überzeugt, „dass in den nächsten Jahren allein in Bayern 2000 Windräder aufgestellt werden. „Selbst mit einer CSU-Regierung wird das passieren“, prophezeit er.

Kein Öko-Radikaler

Bei aller Kritik an bestehenden Verhältnissen. Dieter Janecek ist kein Träumer oder gar ein Öko-Radikaler. „Flugverkehr wird es auch weiter geben müssen“, sagt er und gesteht auch individuelle Mobilität zu. „Im ländlichen Bereich wird es oft ökologischer sein, das Auto zu benützen.“

Mittelfristig allerdings elektrogetrieben. Ausschließlich dezentrale Strukturen, wie sie gerade bei der Energieerzeugung häufig gefordert werden, sieht er mit Blick auf die Ballungsräume kritisch. „Eine Stadt wie München wird man nie ausschließlich dezentral versorgen können“, sagt er.

Gleichzeitig weist er auf eine Studie hin, die Wege aufzeigt, mit denen bis zu 90 Prozent des Energieverbrauchs dort durch Einsparung und Effizienz reduziert werden könnten. Dafür wären allerdings innerhalb von 40 Jahren Investitionen von 50 Milliarden Euro erforderlich. „Also wird es Gaskraftwerke geben müssen.“

Für Janecek ist Deutschland eine Art Pilotnation in Sachen regenerativer Energien und ressourcenschonender Produktion. „Die ganze Welt schaut auf uns“, schildert er seinen Eindruck. Allein das EEG sei bislang 46 Mal kopiert worden. Das zeige: „Diese Richtung gilt es beizubehalten, denn wenn der Umbau klappt, sind wir 2020 die ökonomisch modernste Industrienation.“

Dieter Janecek ist nicht nur für die Diskussion am Abend nach Schwabach gekommen. Er hat einen ganze Tag hier verbracht. Vormittags war er zu Gast bei der Einweihung der neuen Photovoltaik-Anlage auf dem Parkplatz des Edeka-Großmarkts Krawczyk an der Nördlinger Straße. Nachmittags besuchte er den größten Arbeitgeber Schwabachs. Bei der Firma Bergner sprach er mit Vertretern der Belegschaft sowie der Geschäftsführung.

Dieter Janecek ist 1976 in Pirmasens geboren und überwiegend in Eggenfelden aufgewachsen. Er ist Diplom-Politologe und gelernter Kommunikationsberater. 2007 sorgte er bundesweit für Aufsehen, als er ein Urteil erwirkte, das die Stadt München zur Ausweisung der Umweltzone zwang.

Janecek war von 2006 bis 2008 Landesgeschäftsführer der bayerischen Grünen und wurde im Oktober 2008 zum Landesvorsitzenden gewählt. 2010 wurde er mit fast 90 Prozent in diesem Amt bestätigt. Seit 2008 vertritt er die Grünen im Bezirkstag Oberbayerns. Seit August 2009 auch im Münchener Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg. Janecek ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Text/Foto: Robert Schmitt
©SCHWABACHER TAGBLATT

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