Buchvorsellung: "Es bleibe Licht"

Eine regionale Energieautonomie ist nur über den teueren Ausbau örtlicher Speicherkapazitäten zu erreichen, und die starke Subventionierung der Photovoltaik hält er für einen Fehler. „Mit diesem Geld könnte man an anderer Stelle mehr erreichen“, sagt Karl-Martin Hentschel.

Nicht alles, was der Energiefachmann und ehemalige Vorsitzende der Grünen-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag vorträgt, ist mit den Vorstellungen regionaler Akteure des Ausbaus erneuerbarer Energien in Einklang zu bringen. Schließlich setzt Schwabach in großem Maße auf öffentlich geförderte Bürgersolaranlagen und das „Energiebündel“, eine bedeutende Vereinigung aus Parteien, Kommunen, Verbänden und Privatpersonen, will Schwabach und den Landkreis Roth bis 2030 unabhängig von extern produziertem Strom machen.

„100 Prozent Autarkie macht keinen Sinn“, meinte Hentschel. Diese Auffassung vertritt er auch für den Bund. „Nichts mehr mit anderen Ländern auszutauschen wäre absurd“, sagt der Mathematiker und ehemalige Bundeswehr-Offizier. Seiner Meinung nach wird ein Strom-Mix aus verschiedenen europaweiten Quellen die Zukunft bestimmen. „In Deutschland wird Windstrom mit bis zu 70 Prozent dominieren.“ Die dafür nötigen Kapazitäten zur Stromspeicherung sieht er in der Pumpkapazität Norwegischer Wasserkraftwerke. „Diese Speichertechnik steht als einzige kurzfristig zur Verfügung.“

Eines aber hören gewiss alle gerne an diesem Abend: „Die totale Energiewende ist bereits bis 2030 machbar“, ist Hentschel überzeugt und schreibt den nationalen Entscheidungsträgern zweierlei ins Stammbuch: „Deutschland muss Vorreiter in der Welt sein und die Politik muss dafür so schnell wie möglich die Rahmenbedingungen schaffen.“ Das hat für Hentschel seinen Grund nicht nur in der drohenden Klimakatastrophe. Ebenso wichtig ist für ihn der wirtschaftliche Aspekt. „Energiewirtschaft wird die Leittechnologie in der Welt sein und der Wettlauf beginnt ab 2020“, so Hentschel.

Bis dahin müssen seiner Darstellung zufolge überregionale Leitungen gebaut, flexible Stromnetze vor Ort entstanden und entsprechende Investitionsbedingungen geschaffen sein. „Das muss sich die Politik trauen, sonst werden wir die Probleme nicht lösen“, so Hentschel. Die Bundesrepublik muss für ihn dabei der „entscheidende Motor Europas“ sein. „Denn wenn Deutschland auf erneuerbare Energien setzt, dann werden alle mitmachen“, glaubt Hentschel. Dabei sieht er trotz seiner Kritik im Ausbau dezentraler Energieerzeugung einen wichtigen Faktor. „Wir müssen viele Wege einschlagen“, sagt der Grünen-Politiker, der dabei aber insbesondere die Photovoltaik für kritisch hält. „Sie ist zu teuer.“

Als hauptverantwortlich für die gute Entwicklung der Windkraft in Deutschland bezeichnete Karl-Martin Hentschel das Erneuerbare-Energie-Gesetz der Rot-Grünen Bundesregierung. Nach Überzeugung Hentschels wird diese Technologie die Kernkraft überflüssig machen. „Wenn wir beim Wind so weitermachen wie in den vergangenen fünf Jahren, können wir die Atomkraftwerke spätestens 2020 abschalten“, prognostiziert er.


Engagierter Vortragender: Karl-Martin Hentschel - Text/Foto: Robert Schmitt

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