„Super E10":Eine ökologische und humanitäre Fehlentwicklung!

Überall wird, wenn vom neuen „Bio“Sprit E10 die Rede ist diskutiert, dass er evtl schädlich ist für das eiegne Auto. Wenige Autofahrer greifen deshalb zu dieser neuen als umweltfreundlich dargestellten Tankvariante. Weil diese Sichtweise allzu beschränkt ist auf die der Autofahrer und viele andere Argumente vernachlässigt werden, haben die Grünen im Arbeitskreis Energie viele Gründe zusammengetragen, die alle gegen das Tanken des Biosprits sprechen, auch wenn man bei der Beifügung „Bio“ meinen möchte, er decke sich mit grünem Gedankengut.

Zunächst muss man wissen, dass der neue „Bio“sprit E10 eingeführt worden ist, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und den Klimaschutz voranzutreiben. Diese Ziele sind vordergründig richtig, doch „Super E10“ ist der falsche Weg dorthin, so die Grünen. Schlechte Umweltbilanz, riesiger Flächenbedarf, steigende Lebensmittelpreise und die Zerstörung von Urwäldern und Ökosystemen bergen den eigentlichen Zündstoff jenseits der Diskussionen um die Lebensdauer des Autos und die Preispolitik der Mineralölkonzerne.

Auch ob E10 der Atmosphäre tatsächlich CO2 erspart, ist fraglich. Anstatt wie geplant mit E10 mindestens 35 Prozent weniger Klimagase auszustoßen, wie es die Erneuerbare-Energien-Richtlinie vorsieht, zeigt eine Studie des „Institute for European Environmental Policy“ (IEEP) ein ganz anderes Bild. Die in der Europäischen Union vermarkteten „Bio“-Kraftstoffe sollen demnach 81 bis 167 Prozent schlechter für das Klima sein als fossile Kraftstoffe. „Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass aufgrund des steigenden Bedarfs weltweit riesige Flächen Ackerland, Savannen und Regenwälder umgewandelt werden müssen, um zusätzliche Agrospritflächen zu schaffen. Die Befürworter des Bio-Sprits verschweigen dies gerne“, so Andreas Hammerbacher von Bündnis 90/Die Grünen.

Weiterhin ist wichtig zu wissen, dass seit der seit dem 1. Januar 2011 geltende Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung Pflanzen zur Ethanolherstellung nicht mehr von frisch gerodeten Urwaldflächen stammen dürfen. Das hört sich zunächst gut und logisch an, aber in dieser Verordnung werden sogenannte „Landnutzungsänderungen“, also die Verdrängung bestehender Ackersysteme für die Lebensmittelproduktion durch Energiepflanzen nicht berücksichtigt. Dies ermöglicht, dass wie z.B. in Brasilien riesige Flächen Regenwald abgeholzt werden. Auf diese Flächen wird dann die  Lebens- und Futtermittelproduktion sowie die Viehzucht verlagert. Auf den frei werdenden Flächen entstehen Zuckerrohrplantagen für die Ethanolproduktion. So hat der Agrosprit bei oberflächlicher Betrachtung erst mal nichts mit der Regenwaldabholzung zu tun. „Die  Auswirkungen der Abholzung werden nicht in die CO2-Bilanz des Agrokraftstoffes einbezogen. Urwälder aber sind unsere natürliche CO2-Speicher. Die Abholzung und Brandrodung erhöht den CO2-Ausstoß noch zusätzlich. Werden derartige Auswirkungen nicht in die CO2-Bilanz des Agrosprits mit einberechnet, dann ist dies eine Irreführung der Verbraucher. Und Klimaziele können damit auch nicht erreicht werden.“ so Hammerbacher.

Karin Holluba-Rau beklagt, dass auch der Anbau von Energiepflanzen hier in unserem Land nichts mit „Bio“ zu tun hat. „Man fördert damit nur die industrielle Landwirtschaft auf großen Flächen mit entsprechender Monokultur, den intensiven Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und langfristig auch mit Agro-Gentechnik. Die Folgen sind allzu bekannt, die Verarmung der Landschaft, der Verlust an Artenvielfalt, weiter zunehmende Schadstoffbelastungen von Wasser, Luft und Böden, die Verknappung von landwirtschaftlichen Flächen. Wie die Grünen schon lange fordern, wäre die Förderung reiner Biokraftstoffe. z.B. Raps- oder Leindotteröl weitaus sinnvoller. Diese könnten dann direkt, z.B. in der Landwirtschaft verbraucht werden. Bei der Biomasse für Biogasanlagen muss verstärkt die Verwertung von landwirtschaftlichen Reststoffen gefördert werden.

Das weit größere Problem mit globalen Auswirkungen stecken in der Schlagzeile: „Sprit statt Lebensmittel.“ Denn der Anbau von Agrosprit steht in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittel-produktion. Insgesamt stehen bereits heute weniger Flächen für den Anbau von Lebensmittel zur Verfügung als noch vor wenigen Jahren. Am weltweiten Rekordniveau der Lebensmittelpreise im Februar 2011 hat also auch der Agrosprit seinen Anteil. Die Folgen sind Hunger und Mangelernährung in vielen Regionen der Welt.

Bernhard Spachmüller zeigte auf, dass die ursprünglichen Ziele der EU, den CO2-Ausstoß des Individualverkehrs ambitioniert zu senken , während der deutschen Ratspräsidentschaft 2007 durch Angela Merkel und die dahinterstehende Industrielobby aufgeweicht wurden. Somit wurden nicht nur strengere CO2-Grenzwerte für Neuwagen verhindert, sondern eben auch der Einführung von Bioethanol den Weg geebnet. Der Autoindustrie blieben dadurch wirksame Auflagen zur CO2-Minderung beim Spritverbrauch erspart.

Andreas Hammerbacher und die Stadträtin Karin Holluba-Rau der Schwabacher Grünen sind sich einig: „Einen Biotreibstoff, der mit dem Raubbau am Regenwald und der Umwelt einhergeht, die Lebensmittelproduktion verdrängt und den Hunger in der Welt fördert wird von uns entschieden abgelehnt. Es wird nicht funktionieren, Erdöl einfach durch Agrokraftstoffe zu ersetzen und unser Mobilitätsverhalten unverändert beizubehalten. Wir brauchen eine intelligente, zukunftsfähige Verkehrspolitik mit weniger und effizienteren Verkehr. Die Vermeidung von Verkehr, die Verlagerung von der Straße auf die Schiene, und vor allem strengeren Vorgaben für die Autoindustrie zur Effizienzsteigerung und Verbrauchssenkung sowie der Förderung der Elektromobilität und Alternativen zum Auto müssen höchste Priorität haben“

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