Informationsabend "Abzocke oder teurer Ökostrom"

Im Rahmen der Reihe „Energiewende Jetzt! – Schwabach packt`s an“ informierten die Schwabacher Grünen am vergangenen Donnerstag im vollbesetzten Bürgerhaus, wie unser Strompreis an der Börse entsteht. Man konnte erfahren, dass Ökostrom den Großhandelspreis senkt und Atomstrom, anders als allgemein behauptet, in Wirklichkeit um ein Vielfaches teurer ist. Andreas Hammerbacher, der Referent des Abends,  zeigte deshalb die Kosten der Förderung Erneuerbarer Energien in Vergleich zu deren volkswirtschaftlichen Nutzen auf. Eine neue, ganzheitliche Betrachtung, vor allem in Bezug auf die regionale Wertschöpfung und mögliche Bürgerbeteiligungen sind hier gefragt.

Ergänzend zur Auftaktveranstaltung wurde eine Unterschriftenaktion gestartet, mit einem Appell an die  Stadtwerke Schwabach, ein Energiewende-Programm mit einer starken regionalen Ausprägung im Bereich der Erneuerbaren Energien zu realisieren und endlich den von vielen Bürgern gefordertenAusstieg aus der Stromversorgung mit Atom- und Kohlestrom einzuleiten.

Andreas Hammerbacher von B90/Die Grünen zeigte in seinem Vortrag anhand aktueller Daten einleitend auf, dass die durchschnittliche, monatliche Stromrechnung eines Drei-Personen-Haushaltes im Zeitraum von 2000 bis 2010 um 28 Euro gestiegen ist. Den größten Anteil hiervon trägt mit rund 16 Euro der Bereich Erzeugung und Transport, gefolgt von der EEG-Umlage sowie dem Mehrwertsteueranteil mit jeweils zirka 5,4 Euro. Somit  wird klar, dass  Anstieg der Stromrechnung seit dem Jahr 2000 nicht hauptsächlich durch die Förderung der Erneuerbarer Energien verursacht wurde.

Hammerbacher stellte ausführlich die Entstehung des Strompreises an der Börse, sowie die preissenkende Wirkung von Ökostrom dar. Dieser „Merit-Order-Effekt“ genannte Vorgang wird durch den steigenden Anteil von Strom aus Erneuerbaren Energien verursacht. Das führt vermehrt zu einer Verdrängung von teuren und klimaschädlichen Kraftwerken und, resultierend daraus, zu einer Senkung des Großhandelspreises durch den Ökostrom. Seit 2008 ist der Börsenpreis im Durchschnitt um zwei bis drei Cent je Kilowattstunde gesunken. Warum hiervon nichts beim Kunden ankommt, ist nicht nachvollziehbar. „Das Sinken der Börsenpreise für Strom müsste mittel- und langfristig auch zu sinkenden Strompreisen für die Endkunden führen. Jedoch sind die Wege vom Großhändler an der Börse hin zum Haushaltskunden nicht transparent. Neben den regionalen Versorgern sind hier häufig  noch Zwischenhändler beteiligt“, sagt Hammerbacher.

Neben den Förderkosten der Erneuerbaren Energien - 13 Mrd. Euro in 2011 -  wurden, basierend auf einer Studie  vom „Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft“ auch die Subventionskosten der konventionellen Energieerzeugung thematisiert. So sind in die Atomenergie im Zeitraum von 1950 -2010 Subventionen und Steuerbegünstigungen in Höhe von 204 Mrd. € geflossen. Weitere 100 Mrd. € stehen noch aus, ohne Berücksichtigung der beschlossene Laufzeitverlängerung. „Diese Kosten tauchen auf den Stromrechnungen der Bürger nicht auf. Dennoch bezahlt sie jeder einzelne über seine Steuern“ so Hammerbacher.  Würden diese Kosten verursachergerecht der Kernenergie zugrechnet, so würde sich der Atomstrom um mindestens 4,3 ct/KWh verteuern. Eine ernsthafte und transparente Kalkulation wäre somit das Ende der Atomenergie.

Die zukunftsfähigen Ökostromalternativen werden dagegen nicht mit Steuergeldern subventioniert sondern über die EEG-Umlage bezahlt, was jeder unmittelbar an seiner Stromrechnung merkt.

Dass die Förderung der Erneuerbaren Energien über die EEG-Umlage zeitlich begrenzt ist, zeigte der Referent anhand von Daten einer Studie die unter Mitwirkung des Frauenhofer Instituts entstanden sind.  Demzufolge ist mit einem Anstieg der EEG-Umlage noch bis ca. 2015 zu rechnen. Dann aber erfolgt ein kontinuierlicher Rückgang der EEG-Umlage bis diese letztendlich im Jahr 2030 nahe Null geht. „Langfristig führen die Erneuerbaren Energien zu niedrigen und stabilen Preisen, da die benötigten Ressourcen – Sonne und Wind – in Deutschland nahezu unerschöpflich und kostenlos zur Verfügung stehen. Dies trifft für Strom aus konventioneller Erzeugung nicht zu. „Steigende Brennstoffpreise, knapper werdende Ressourcen sowie die stark wachsende weltweite Nachfrage und die Kosten für Klimaschäden werden hier den Preis kontinuierlich und dauerhaft nach oben treiben.“

„Der  volkswirtschaftliche Nutzen der Erneuerbaren Energien übersteigt bereits heute die Kosten der Förderung. Dieser Nutzen wurde bereits im Jahr 2009 durch vermiedene Umweltschäden und Brennstoffimporte sowie kommunale Wertschöpfung und dem Preissenkungseffekt an der Börse auf 17,4 Mrd. € beziffert.  Zusätzlich entstanden bis 2009 rund 340.000 Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien. Diese Form der Energiegewinnung bietet uns allen ein riesiges Zukunftspotential für unsere regionale Entwicklung und die einmalige Chance, das Preisdiktat der großen Energiekonzerne zu brechen. Getreu dem Motto: „Das Geld der Region für die Region“ bleibt das investierte Geld in den regionalen Kreisläufen und kommt somit allen Menschen in Schwabach und der Region zugute.

Teilnehmer brachten in der anschließenden Diskussionsrunde, am Beispiel der Windenergie, den Einwand, dass die Realisierung häufig am Widerstand der lokalen Bevölkerung scheitere. Projekte werden oftmals ohne Einbindung der Betroffenen geplant und umgesetzt. Hammerbacher hierzu: „Die Akzeptanz und Identifikation der Bürger mit solchen Projekten ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche Realisierung regionaler Anlagen der Erneuerbaren-Energien. Dies wird nur erreicht, wenn die Bürger frühzeitig bei Entscheidungs- und Planungsprozessen mitwirken und sich auch finanziell an den Anlagen beteiligen können.

Winfried Klinger, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwabach führte an, dass es den Stadtwerken 2010 nicht möglich war, die Strompreise stabil zu halten, wie dies im Vorjahr der Fall gewesen war.  Aus diesem Grunde müsse die EEG-Umlage, wenn auch nicht in vollen Umfang, an die Bürger weitergegeben werden. Bei den kontroversen Diskussionen bezüglich der Strompreise der Stadtwerke machte Herr Klinger nochmal deutlich, dass die Stadtwerke auch die Versorgungssicherheit gewährleisten müssen und somit nicht den Spielraum wie günstigere  Anbieter haben.  Weiterhin forderte Herr Klinger, dass den Bürger offen mitgeteilt wird, was der Umbau unseres Energiesystems hin zu den Erneuerbaren Energien kostet. Dem wurde mit dem Vortrag und der Aufstellung der EEG-Kosten entsprochen.

Ralf Hansen von der Wärme-Strom-Gemeinschaft aus Schwabach setzte den Anreiz, dass auch die Stadtwerke Schwabach bei regionalen Projekten die finanzielle Beteiligung der Bürger erwägen sollten und forderte verstärkt auf regionale Kraft-Wärme-Kopplung zu setzen.

Werner Emmer, Vorstand vom Energiebündel – Roth - Schwabach, unterstrich, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach, ein hohes Potential aufweist und die Versorgung der Region damit überwiegend möglich sei. Die Bürgerbeteiligung ist eines der Hauptziele des Vereins.

Andreas Hammerbacher bekräftigte abschließend, das Ziel der Grünen sei, die Stadtwerke Schwabach für den intensiven Ausbau der Erneuerbaren Energien mit bevorzugt regionaler Ausprägung zu gewinnen. „Die regionalen Versorger spielen eine Schlüsselrolle, deshalb ist uns eine Zusammenarbeit auf Basis einer gemeinsamen Zielsetzung sehr wichtig. Die Anstrengungen aller, die die Energiewende ernsthaft unterstützen wollen, müssen gebündelt werden und in einem gesamtheitlichen Energie-Entwicklungskonzept für Schwabach und dem Landkreis Roth festgeschrieben werden.“

Um auch zukünftig solche offenen Diskussionen mit Bürgern und Verantwortlichen führen zu können, kündigten die Grünen das „Regionalforum Nachhaltigkeit“ an. Vierteljährlich soll dort zusammen mit Interessierten aus allen Bereichen ein konstruktiver Dialog zu Themen wie z.B. Energie, gentechnikfreie Landwirtschaft, Demographie und regionales Wirtschaften geführt werden.

Die Unterschriftenlisten sind per Downloadhttp://www.gruene-schwabach.de/ oder telefonisch unter 0160/7421042 erhältlich.

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