Verleihung des 13. Kulturmeters

SCHWABACH (stt) – Sie hat eine Aktion zur Rettung der Schwabacher Musikschule ins Leben gerufen, brach als Kunsthaus-Unerschrockene eine Lanze für Bildende Kunst in Schwabach und sie schreibt Gedichte. «Wo Ljuba Turban auftaucht», beschrieb Laudator Dr. Harald Tesan ihre Wirkung, «entsteht eine soziale Plastik, ein kritisch-kreatives Miteinander.»

Sie ist in Sibirien aufgewachsen und hat in Moskau Kunst studiert. Nach Schwabach kam die Malerin vor 15 Jahren. Seither prägt die 51-jährige die Kunstszene der Stadt nicht zufällig mit. «Ich bin hier sozial eingetaucht und liebe Schwabach», sagte Ljuba Turban in ihrer Dankesrede. Zuvor war sie von den Schwabacher Grünen mit dem 13. Kulturmeter ausgezeichnet worden, dem «renommierten Kulturpreis der Partei», wie Kunsthistoriker Harald Tesan festgestellt hat.

Zur Tradition des Preises gehört es, dass auch ein «Sondermeter» als Würdigung für ein künstlerisches Lebenswerk verliehen wird. Er ging in diesem Jahr an einen Musiker. «An eine Legende in Schwabach», wie Moderator und Stadtratsmitglied Klaus Neunhoeffer sagte. Der Sänger Reinhold Engelhardt hat 1964 die «NC Brown Blues Band» gegründet.

In den 60er und 70er Jahren hat die neunköpfige Formation vor 1000 Menschen in den Schwabacher Bärensaal gespielt. «Wir waren infiziert vom Bazillus amerikanischer Musik», schilderte Engelhardt seine Anfänge. «Damals hat man uns Sittenverrohung vorgeworfen, mittlerweile bekommt man Preise dafür», scherzte der 62-jährige, um hinzuzufügen: «Ich freue mich ungemein und fühle mich wahnsinnig geehrt.»

Laut Harald Tesan versteht sich Ljuba Turban als Aktionskünstlerin. Seinen Worten zufolge ist sie «tatsächlich ein Multitalent». Ausgebildet wurde sie zur Glaskünstlerin. Später war sie am Theater in Jekatarinenburg für die Bühnenbilder verantwortlich. Als Restauratorin habe sie viele Techniken und Materialien kennen gelernt. «Erfahrungen, von denen sie bis heute profitiert», fand Tesan. In ihrer Malerei arbeite sie am liebsten expressiv und schnell. Die klassische Aktmalerei, modern aufgefasst, sei ihre Stärke.

Immer auf der Suche

«Sie empfindet sich immer noch als Suchende, künstlerisch erst am Anfang», schilderte der Kunsthistoriker Turbans Selbstverständnis. So experimentiere sie jüngst zunehmend mit Drucktechniken und sei eine Wanderin «auf dem schmalen Grat zwischen figürlicher und gegenstandsloser Darstellung».

Doch das dauernde Unterwegssein Turbans solle man nicht als Unentschiedenheit deuten, sondern als inneres Überlebensprinzip. «Indem sie stets Neues ausprobiert, sucht sie einer Masche zu entfliehen, will sich selbst und anderen gegenüber authentisch bleiben», sagte Tesan.

Die Laudatio auf Reinhold Engelhardt hielt Bandkollege und Bassist Peter Tobolla. «Er trägt viel zu unserem Band-Spirit bei, denn er zelebriert den Blues», sagte Tobolla und bezeichnete den 62-jährigen Sänger als «eine der Konstanten der Musikszene».

Reinhold Engelhardt war lange Jahre als Profi-Musiker in ganz Europa unterwegs. Heute leitet er eine Schule für Pflegeberufe in Nürnberg. Engelhardt sei für ihn schon als 16-Jähriger ein Vorbild gewesen, sagte Tobolla. «Und ich empfinde bis heute hohe Bewunderung für ihn: Er hat den Preis verdient», war der Bassist überzeugt.

Die Preisfeier fand in einer Wohnung des «Hüttlinger» statt. Die Baustelle wurde durch das anspruchsvolle musikalische Rahmenprogramm und die Bilder Turbans für gut 100 Besucher einen Abend lang zum Zentrum des Schwabacher Kulturlebens.

Eingeleitet hatte die Feier Vorjahrespreisträger und Ex-Oberbürgermeister Hartwig Reimann. Das Stadtratsmitglied las aus Thomas Manns «Zauberberg». Jürgen Söllner, Leiter des Stadtmuseums, war für die Musik vom Grammophon verantwortlich. Im Kapitel «Fülle des Wohllauts» spielen nämlich ein Grammophon und Musikstücke eine zentrale Rolle.

© SCHWABACHER TAGBLATT, Text und Foto: Robert Schmitt

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