18.09.2008: Bildung für heute und morgen


Auf Einladung des Kreisverbands der Grünen in Schwabach kam Professor Dr. Gunther Moll nach Schwabach und sprach über Alternativen zur bayrischen Bildungspolitik. „Wir brauchen  stabile langfristige Sozialstrukturen, kleine, wohnortnahe Kinderkrippen bzw. Kindergärten und optimal ausgestatteten Schulen, damit wir unsere Kinder optimal fördern können. Denn in einem Land ohne nennenswerte Rohstoffvorkommen sind Kinder unser wertvollstes Kapital“, so seine Kernaussage.

Prof. Gunther Moll ist Leiter der Kinder- und Jugendabteilung für psychische Gesundheit am Universitätsklinikum in Erlangen und Mitglied des Landesarbeitskreises Bildung. Wie Renate Krilles, die Direktkandidatin der Grünen in unserem Stimmbezirk kandidiert auch er allerdings in Erlangen auf dieser Liste für einen Sitz im Landtag. Im gut besuchten Nebenzimmer des „Goldenen Stern“ in Schwabach sprach er über seine Forderungen nach einer kindgerechten Bildungspolitik.

Fast eindringlich bezieht sich der Bestsellerautor immer wieder in seinem Vortrag auf die freiheitlichen Grundrechte und „hämmert“ seinem  Publikum geradezu ein: „Kinder haben ein Grundrecht auf Bildung. Kinder brauchen Wärme, Schutz, Zuwendung und sie brauchen vor allem ein stabiles, vertrauenswürdiges Umfeld. Und sie brauchen von Anfang an Bildung und individuelle Förderung. „Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich rede“, sagt Prof. Moll, denn in seinem beruflichen Alltag hat er tagtäglich mit Patienten zu tun, bei denen eine gesunde Entwicklung durch irgendeinen Faktor gestört worden ist.

Prof. Gunther Moll macht neugierig, er ist ein Querdenker. Im August ist gerade sein zweites Fachbuch erschienen mit dem Titel „Endlich in der Pubertät“. Sein Argument in diesem Buch lautet: lasst die Jugendlichen selbst entscheiden, ob sie lernen oder weiter in die Schule gehen möchten. Die physiologische Entwicklung ist mit der Geschlechtsreife normalerweise abgeschlossen, also sind die jungen Menschen handlungsfähig und sollten selbst die Verantwortung für sich übernehmen. Dann käme es auch nicht zu den ständigen Abgrenzungsproblemen mit den Eltern. Sein erstes Buch ist ein Bestseller geworden. In „Hallo, hier spricht mein Gehirn“ schreibt er in unterhaltsamerweise über die entscheidenden ersten Lebensjahre eines Menschen, aus der Sicht seiner Gehirnentwicklung.

Bildung ist für ein kindliches Gehirn von an Anfang an sehr bedeutsam, hier werden die Grundsteine für die Zukunft gelegt.

In seinem Vortrag belegt er diesen Befund eindrucksvoll mit einem knappen Abriss über die stammesgeschichtliche Entwicklung des Menschen über mehrere Millionen Jahre. Wir kommen als physiologische Frühgeburt auf die Welt kommen. Das Gehirn eines Babys ist darauf ausgerichtet, sich extrem an seine Umwelt anzupassen und auf äußere Einflüsse zu reagieren. Mit 6 Jahren erst (oder bereits) ist das Entwicklungspotential weitgehend abgeschlossen. Also kommt es in den ersten Jahren der Kindheit entscheidend darauf an, ob und wie das Gehirn angeregt wird, welche Erfahrungen es macht oder ob es durch schädigende Umwelteinflüsse gestört wird usw. Deshalb brauchen wir Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen, in denen unsere Kinder optimal gefördert werden. Wir brauchen kleine Gruppen und Klassen mit bester Ausstattung und einen anderen Betreuerschlüssel. „Ich kämpfe dafür, dass in Bayern kein Kind mehr die Schule ohne qualifizierenden Abschluss verlässt“. Und auf die Frage nach der Finanzierbarkeit verweist er auf europäische Nachbarstaaten, z.B. auf Südtirol, wo auf eine Klasse mit 25 Schülern 3 Lehrer bzw. Betreuer kommen. In Finnland oder Großbritannien gibt es ähnliche Modelle.

Renate Krilles, die Direktkandidatin der Grünen für den Landtag in unserem Stimmbezirk bedankte sich bei Prof. Gunther Moll mit den Wunsch nach einem erfolgreichen Wahlausgang. Beide grünen Kandidaten stehen für den Mut zu grundlegenden Reformen in der Bildungspolitik. Schule soll für Kinder da sein, nicht umgekehrt. Kinder brauchen für gute Leistungen keinen unmenschlichen Druck, sondern individuelle Förderung. Wir brauchen eine längere gemeinsame Schulzeit statt frühe Auslese. Nur wenn wir diese Grundsätze zu Leitgedanken der Bildungspolitik machen, investieren sinnvoll in die Zukunft unserer Kinder.

(Heidi Kilian-Gerber, Kreisvorstand Grüne Schwabach)


Prof. Gunther Moll und Stimmkeiskandidatin Renate Krilles
nach der Veranstaltung.



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