Grüne und Bund Naturschutz sind solidarisch mit dem Lieferstreik der Milchbauern

Lisbeth und Herbert Adel erklärten den interessierten “Milch”- VerbraucherInnen, warum sie diesem Streik unterstützen, obwohl dieser vor allem beim Landwirt selbst durch die Vernichtung  bzw. Verfütterung des wertvollem Nahrungsmittel Milch zunächst sehr widersprüchliche Gefühle hervorruft. “Wir brauchen 40Cent pro Liter Milch, damit wir kostendeckend arbeiten können”, so Herr Adel. “32Cent sind zu wenig!”

Deutsche und vor allem auch die bayerischen  Landwirte protestieren mit Ihrem Streik gegen den Preisverfall, der durch die weitere Erhöhung der Milchproduktionsquoten der EU ausgelöst wurde. In Europa wird rund 15% mehr Milch nicht nur mit Grünfutter, sondern vor allem mit Maissilage und Sojaschrot erzeugt, als der EU-Markt abnehmen kann. Diese Mengen werden dann auch noch mit Hilfe von Subventionen exportiert. Diese erzwungene Überproduktion drückt den Milchpreis.

Angesichts des Mengendrucks haben einige Großmolkereien den Preis für Trinkmilch im Lebensmitteleinzelhandel um bis zu 15 Cent gegenüber dem Vorjahrespreis gedrückt. Diese Preissenkungen wurden natürlich an die Landwirte weitergereicht. Die aber können und wollen nicht mehr am oder sogar unter dem Gestehungspreis erzeugen!

Karin Holluba-Rau, Stadträtin und Mitglied des landesweiten BN-Arbeitskreises Landwirtschaft des Bund Naturschutzes erläuterte, warum die Forderung der Bauern mehr als berechtigt ist. Ein besserer Preis sichert nicht nur die Existenz bäuerlicher Milchviehbetriebe, sondern vermeidet aus Naturschutzsicht auch die Umwandlung von Wiesen in intensiv bewirtschaftete Maisäcker.Niedrige Milchpreise gefährden den Erhalt und die Pflege des noch immer traditionell gepflegten Grünlandes und die teilweise noch mögliche extensive Bewirtschaftung, die für die Artenvielfalt besonders bedeutsam ist.

Bürgermeister Roland Oeser wies vor allem auf die Bedeutung der heimischen Landwirte hin, weil von diesen auch städtische Flächen gepflegt und bewirtschaftet werden:“ Wenn unsere Bauern verschwinden, weil sie auf Grund zu niedriger Erzeugerpreise nicht mehr überleben können, müssen Grünflächen für viel Steuergeld von Gärtnern gepflegt werden.“

Die besondere Sorge von Almut Churavy, Vorsitzende des Bundes Naturschutz Schwabach und Stadträtin, gilt der Übermacht der Lebensmittelkonzerne. Diese muss unbedingt gebrochen werden, damit eine ökologisch ausgerichteter Milcherzeugung auf Basis regionaler Milchviehbetriebe möglichst mit regionalen, gentechnikfreien Futtermittel ermöglicht wird. Nicht die Masse macht es, sondern die Qualität und Rückbesinnung auf die heimische bäuerliche Landwirtschaft. Die zweifelhafte Milchexportpolitik der EU ist jedenfalls kein Beitrag zur weltweiten Hungerbekämpfung, sondern spielt den weltweit agierenden Agrarhandelskonzernen in die Hände, durch die bereits in der Vergangenheit lokale Märkte in Entwicklungsländern des Südens zerstört wurden. Wenn wir VerbraucherInnen nicht wach werden für die zerstörerischen Entwicklungen im landwirtschaftlichen Sektor und bewusst regional einkaufen lernen, wird die bäuerliche Landwirtschaft auch weltweit nicht überleben. Dann werden wir alle Milch erst recht viel teuerer einkaufen müssen, erzeugt irgendwo auf der Welt in Großagrarstrukturen mit all den Problemen von Energieverschwendung, Transportverkehr, Überdüngung, mangelndem Tierschutz, Arbeitsplatzvernichtung usw..

Auch das Thema Subventionen wurde in dem Kreis von Verbrauchern und der Landwirtsfamilie Adel diskutiert. Der BN weist deshalb daraufhin, dass die Marktmacht im Milchbereich auch ein Ergebnis staatlicher ungerechter Subventionspolitik ist. So ist die Müller-Milch-Gruppe, in deren Besitz auch die Molkerei Weihenstephan ist, in den Jahren 2003 und 2004 in den Genuss von zwei großen öffentlichen Zuwendungen in Höhe von insgesamt 70 Millionen Euro gekommen, die der bäuerliche Landwirtschaft vorenthalten wurde.

Während des Besuchs konnte man symbolhaft die Kiebitze als Botschafter für eine andere Milchpolitik auf den nördlich gelegenen Feldern beobachten, denn auch deren Lebensraum ist noch stärker gefährdet, wenn der Druck zu noch intensiveren Agrarstrukturen mit einer unmöglichen Preispolitik zunimmt.

Grüne und BN möchten mit Begegnungen zwischen VerbraucherInnen und landwirtschaftlichen Betrieben vermitteln, dass wir gesunde, gentechnikfreie, regionale, naturverträgliche, langfristig preisgünstige Nahrungsmittel nur dann dauerhaft haben können, wenn wir bereit sind, für Nahrungsmittel auch den fairen Preis zu zahlen, der notwendig ist damit die bäuerliche Landwirtschaft eine Zukunft hat. “Weh dem Land, das sich keine Bauern mehr leisten kann und will!”, so der abschließende Unkenruf.

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