Widersinnige Strompläne - BN und Grüne gegen Steinkohlekraftwerk

Dr. Roland Oeser, der OB-Kandidat der Grünen, ist selbst Mitglied im Aufsichtsrat, blieb dort aber in der Minderheit. «Sich mit einem Steinkohlekraftwerk für 30 oder 40 Jahre auf fossile Energieträger mit Importkohle aus China festzulegen, das ist unter Klimagesichtspunkten das falsche Signal.»

Oeser: Finanzielles Risiko
Zudem sei der Kohlepreis nicht kalkulierbar, weshalb eine Beteiligung an dem Kraftwerk auch ein finanzielles Risiko darstelle. «Wir Grünen werden uns für Mehrheiten gegen eine Beteiligung einsetzen», kündigte Oeser an.

SPD-Stadtrat Dr. Gerhard Brunner, der auch Mitglied im Bund Naturschutz ist, argumentiert ähnlich. «Der Einstieg in die Stromproduktion ist für den Erhalt der Stadtwerke absolut notwendig», betont er. Wie Oeser wünscht er sich aber ein Engagement in regenerativen Energieformen wie Windkraft.

BN: Völlig falsche Richtung
Die geplante Neuausrichtung der Stadtwerke geht nach Meinung des Bund Naturschutz in die völlig falsche Richtung. Nach Braunkohle ist Steinkohle der klimaschädlichste aller Energieträger, erklärt die BN-Vorsitzende, Almut Churavy. «Völlig unzeitgemäß ist es, dass dieses Kraftwerk ohne sinnvolle Abwärmenutzung, also ohne Kraft-Wärme-Kopplung, entstehen soll», kritisiert der stellvertretende BN-Vorsitzende, Martin Sauer, der auch stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender ist. Ungeklärt ist aus Sicht des BN auch die Versorgungssicherheit. In Anbetracht des Energiehungers der aufstrebenden Nationen wie China, Indien oder Brasilien sei völlig unsicher, wie sich Preise und Verfügbarkeit der Kohle entwickeln.

Reimann: Nötig und sinnvoll
«Die Argumente sind ja nicht neu. Damit haben wir uns im Aufsichtsrat in mehreren Sitzungen intensiv auseinandergesetzt», erklärt OB Reimann auf Tagblatt-Nachfrage zu der Kritik. «Bisher haben wir für rund 20 000 Euro lediglich eine Option für eine Beteiligung erworben. So wie andere Stadtwerke auch.»

«Die endgültige Entscheidung über eine Beteiligung fällt erst in einem Jahr. Denn derzeit läuft ja noch das Genehmigungsverfahren.» Deshalb sei der Beschluss des Aufsichtsrats nötig und sinnvoll. «Wir haben noch ein Jahr Zeit, darüber nachzudenken.»

Wie berichtet, plant der dänische Energiekonzern Dong Energy das Kraftwerk. Kostenschätzung: 1,5 Milliarden Euro. 25 Prozent der Anteile will er an einen Verbund deutscher Stadtwerke verkaufen. Ein Einstieg könnte jeden der rund 20 Interessenten Millionen kosten. Reine Spekulation, meint dazu Reimann. «Wir haben über die genaue Beteiligungshöhe noch gar nicht gesprochen.»

Die Stadtwerke seien ebenso wie die Bürger «ein Spielball der großen Kraftwerksbetreiber und der Spekulation an der Strombörse». Um sich aus dieser «absoluten Ohnmacht» wenigstens etwas zu befreien, sei die Beteiligung an der Stromerzeugung sinnvoll. Reimann warnt auch vor Illusionen: «Wir werden noch über Jahrzehnte ohne fossile Energie nicht auskommen. Deshalb geht es auch darum, die vielen alten Kraftwerke in Deutschland durch effiziente moderne zu ersetzten.»

Im regenerativen Bereich gebe es momentan kein realistisches Projekt, an dem eine Beteiligung in Frage komme. «Aber wenn die Kritiker eines wissen», sagt Reimann, «dann sollen sie es nennen. Aber bitte mit Adresse und Telefonnummer.»

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