30.09.25 –
Die grüne Zukunft für Schwabach hat mehrere neue Gesichter. Einige prominente Vertreter verabschieden sich, neue ambitionierte junge Leute rücken vor, aber es gibt auch ein paar Verwirbelungen rund um die Vorschläge für den nächsten Stadtrat: Die Grünen haben ihre Kandidierenden für die Kommunalwahl 2026 nominiert.
Die strahlenden Sonnenblumen standen schon in Wassereimern bereit, aber sie mussten ziemlich lange warten, bis die künftigen grünen Stadtratskandidatinnen und -kandidaten für Schwabach sie in Händen halten konnten: Viele Stunden dauerte die Versammlung im Bürgerhaus, bis die 40 Frauen und Männer auf ihre Listenplätze gewählt waren.
Nicht allzu überraschend, denn die Fraktion der grünen Partei erlebt gerade einen kräftigen Umbruch. Fünf von den acht amtierenden Stadtratsmitgliedern (zwei weitere waren in der jüngsten Ratsperiode bei „Migrationsbewegungen“, wie es Fraktionsvorsitzender Klaus Neunhoeffer süffisant formulierte, zur CSU übergelaufen) treten am 8. März zur Kommunalwahl nicht mehr an: Klaus Neunhoeffer will nach 24 Stadtratsjahren aufhören, Petra Novotny nach 18 Jahre, Christine Krieg nennt berufliche Gründe für ihren Abschied, und Karin Holluba-Rau, schon länger nicht mehr Parteiglied, hat sich laut Neunhoeffer „anders orientiert“. Irina Falck, die schon berufsbedingt im Landratsamt „viel mit Politik zu tun“ hat und deren jüngste Tochter gerade erst neun Jahre alt ist, will nach einer Amtsperiode „erstmal Pause machen“.
Einerseits reißt das ein großes Loch in die Gruppe. Andererseits wollte man nun mit einer „herausragend starken Liste“ mit Berufs- und Alters-, Wohnort- und Bekannheitsmix hoch motiviert neu starten und einen Qualitätssprung machen, versprach Neunhoeffer, 202 hatten die Grünen in Schwabach ihr erfolgreichstes Ergebnis überhaupt hingelegt, zehn Männer und Frauen wurden in den Stadtrat gewählt. „Aber dann kam Corona“, blickte Kreisverbands-Sprecherin Katrin Greiner zurück. Und in der Folge etliche Krisen und Kriege. Auch die aktuelle „Stimmungsmache gegen die Grünen“ habe der Partei zugesetzt. „Die Kultur verroht“, beklagt Greiner. „Nicht trotz, sondern wegen dieser Strategie“.
Drei bisherige grüne Ratsmitglieder wollen und sollen dagegen weitermachen: Nadine Neumann, Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin schon seit Juni, war auf Platz eins also gesetzt. Damit herrschte auch facht hundertprozentiges Einverständnis (41 von 42 Stimmen). Bernhard Spachmüller, Kartografie-Ingenieur und Geograf, komplettiert das „Spitzen-Duo“, wie er es in seiner kurzen Vorstellung nannte.
Auch Dr. Sabine Weigands Position auf Nummer fünf der Liste war ein Selbstläufer. Die Historikerin und Landtagsabgeordnete will sich auch künftig genügend Zeit für das kommunale Gremium nehmen, wie sie auf Nachfrage beantwortet.
Schon auf Platz drei findet sich indes das erste neue, junge Gesicht: Theresa Lettenmeier, 32 Jahre jung, Kommunikationsexpertin und Salesmanagerin, sprudelt geradezu über vor Ideen zu Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit. Unter dem Titel „Balkonien“ will sie gebrauchte Solar-Panels reaktivieren und mit Fahrbahnschwellen den Autoverkehr verlangsamen.
So weit, so unumstritten. Aber bereits für den vierten Platz der Vorschlagsliste blieb es nicht bei Kandidat Klaus Kreutzer. Versammlungsleiter André Höftmann sollte zudem den 25-jährigen Anton Glasner, die langjährige Angehörige des Kreisvorstands, Heidi Deffner sowie Philipp Schmidinger notieren. Glasner („wir brauchen in Schwabach eine starke Jugendarbeit“) machte das Viererrennen auf Anhieb, Kreutzer schaffte nach drei weiteren Anläufen dann noch den Sprung auf Platz zehn.
Frage an den Kandidaten für Platz sechs: Warum er nicht Mitglied der Partei sei, wenn er sich um das Mandat bewerbe, wollten zwei Grüne von Dr. Jörg Ehmer wissen. Er fühle sich grünen Ideen und Werten schon immer verbunden, aber kurz vor der Wahl noch schnell in die Partei einzutreten, „das ist mir zu billig“, erklärte der frühere Geschäftsführer von Apollo Optik und Burger King. Ihn treibe die gesellschaftliche Spaltung um, und „dass bürgerliche Parteien das AfD-Vokabular übernehmen“. Seinen Platz verteidigte Ehmer mit deutlicher Mehrheit gegenüber dem jungen Mitbewerber Fabian Diaz Kaseder.
Nicht auf Anhieb erfolgreich war Katrin Greiner. Die Sprecherin des Kreisverbandes musste sich Jutta Deinbeck geschlagen geben, die sich statt ihres 17. Platzes lieber Nummer sieben gehen wollte – und sich durchsetzte. Die 64-Jährige, die eine Zertifizierungsstelle für Managementsysteme leitet, führte den täglichen Kontakt zu Unternehmen und Verwaltungen an sowie ihre Ideen und Netzwerkarbeit in Klimaschutzthemen.
Der 34-jährige Daniel Schneider wurde um zwei Listenränge auf Platz acht vorgewählt. Theresa Hopperdietzel, vorgeschlagen für Nummer neun, musste weichen und landete auf Platz 13. Auch die erneut vorgeschlagene Katrin Greiner zog den Kürzeren. Heidi Deffner gewann die Abstimmung und rutschte damit gegenüber dem Vorschlag der „Findungskommission“ um vier Plätze nach vorn. Für Greiner blieb Platz 15.
Einige Verschiebungen gibt es also schon auf den ersten Rängen. Aber gerade die sind es ja gerade, die bei der Wahl das größte Gewicht haben. Auch wenn das Kumulieren und Panaschieren am 8. März kommenden Jahres wichtige Mechanismen der Wählerinnen und Wähler sind, die die Reihenfolge nochmals erheblich verändern könnten, wie Klaus Neunhoeffer anmerkte.
Aber die hausgemachte Reihenfolge hat doch eine besondere Bedeutung. „Jede einzelne Kandidatur ist ein Statement“, macht der scheidende Fraktionssprecher klar. Und er betonte – wie nahezu alle, die sich an diesem langen Nachmittag auf der Bühne vorstellen -, dass sich die Grünen auch in Schwabach auf den „rechtskonservativen Rollback“ einstellen müssen. Und ihm begegnen müssen: „Mit starken Persönlichkeiten.“
Text: Carola Scherbel | © SCHWABACHER TAGBLATT
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