Klaus Neunhoeffer: „Zukunftskonferenz wird Chefsache“

Seit 1986 ist er bei den Grünen, seit 2002 im Stadtrat, seit 2008 Fraktionschef. Am 16. März 2014 tritt Klaus Neunhoeffer als Kandidat bei der Oberbürgermeisterwahl an. Ein Gespräch mit dem 57-jährigen Direktor des Hersbrucker Gymnasiums:

Herr Neunhoeffer, warum wären Sie ein guter Oberbürgermeister?

Neunhoeffer: Meine berufliche und meine kommunalpolitische Erfahrung in verantwortlichen Aufgaben sind ein Erfahrungsschatz, auf den ich gut aufbauen kann. In Beruf und Stadtrat habe ich an verschiedenen Orten und mit verschiedenen Herausforderungen festgestellt, dass es mir nicht schwer fällt, mich auf neue Herausforderungen einstellen zu können. Ich sehe mich als eine Person, die erfahren ist im Konfliktmanagement, die strukturiert Ziele entwickeln und Schritt für Schritt umsetzen kann, die kulturell aufgeschlossen ist und gerne den Blick über den Tellerrand wirft.

In den vergangenen sechs Jahren sind die Grünen nicht durch heftige Kritik an CSU-OB Matthias Thürauf aufgefallen. Wie bewerten Sie dessen Arbeit und was konkret würden Sie besser machen als er?

Neunhoeffer: Schwabach hat sich in den vergangenen sechs Jahren insgesamt recht positiv weiterentwickelt. Das ist nicht allein auf eine Person zurückzuführen. Uns Grünen geht es um die Frage, wie die nächsten Generationen mit unserem Erbe selbstbestimmt die Stadt weiterentwickeln können. Da hätten wir uns an manchen Stellen eine größere Aufgeschlossenheit der anderen Fraktionen gewünscht. Ich würde als OB wahrscheinlich nicht viel besser machen, um diese Frage geht es mir auch gar nicht; ich würde allerdings einiges anders machen als Matthias Thürauf.

Sie sind Direktor eines Gymnasiums und üben diesen Beruf mit Leidenschaft aus. Ist Ihre OB-Kandidatur ernsthaft oder doch nur Parteitaktik, um zu Diskussionen der OB-Kandidaten eingeladen oder zu Interviews wie diesem gebeten zu werden?

Neunhoeffer: Eine Wahl lebt von inhaltlichen und personellen Alternativen. Für diese zu sorgen, ist die Aufgabe der demokratischen Parteien. Meinen Beruf als Schulleiter übe ich in der Tat mit großer Leidenschaft aus — so, wie ich bei entsprechendem Wahlergebnis den des Oberbürgermeisters ausüben würde.

2008 war Roland Oeser grüner OB-Kandidat. Sein respektables Ergebnis von 7,5 Prozent war sein Sprungbrett, um Bürgermeister zu werden. Oeser würde nach eigener Aussage  gerne Bürgermeister bleiben und Thürauf und Donhauser würden gerne weiter mit ihm zusammenarbeiten. Wollen Sie Roland Oeser nach der Wahl als Bürgermeister verdrängen?

Neunhoeffer: Roland Oeser ist nicht nur für die Grünen, sondern für ganz Schwabach ein Glücksfall. Sein kommunalpolitisches Engagement – ehrenamtlich übrigens – ist kaum zu übertreffen. Als Bürgermeister leistet er hervorragende Arbeit. Ich werde nicht gegen ihn kandidieren.

Was ist Ihr Ziel bei der OB-Wahl? Ein zweistelliges Resultat, oder wollen Sie sogar an SPD-Kandidatin Doris Reinecke vorbeiziehen und gegen den favorisierten Amtsinhaber Matthias Thürauf  in die Stichwahl gehen?

Neunhoeffer: Mein Ziel ist zunächst, bis zur Wahl möglichst breit die Ideen der Grünen und meine Person der Öffentlichkeit vorzustellen. Mit großer Wertschätzung den anderen BewerberInnen gegenüber freue ich mich auf anregende Diskussionen. Die Wählerinnen und Wähler haben dann am 16. März das Wort.

Und welches Ziel formuliert die Partei? Jetzt verfügen die Grünen über sechs Stadträte. Wie viele sollen es werden?

Neunhoeffer: Mit 11,8 Prozent der Stimmen konnten wir bei der letzten Stadtratswahl 15 Prozent der Sitze erringen. Dies lag neben dem eigenen Ergebnis auch an einer Listenverbindung mit der ödp. Eine solche gehen wir in dieser Wahl nicht ein. Ziel ist, mit interessanten Bewerberinnen und Bewerbern die bisherige Stärke weiter auszubauen.

Kürzlich beim  „Schwabach Talk“ hat der Gewerbeverein die Fraktionsvorsitzenden befragt. Große Unterschiede sind dabei nicht zu hören gewesen. Was sind die spezifisch grünen Inhalte, mit denen Sie sich im Wahlkampf profilieren wollen?

Neunhoeffer: 2020 wird stärker ökologisch, bürgerschaftlich und weltoffen entwickelt sein als es heute ist. Die größte globale Herausforderung wird der Klimawandel sein. Wir müssen lokale Antworten finden. Meine lautet: Schwabach wird zur klimafreundlichen Stadt. Ziel ist die CO2-Neutralität an. Wir beginnen damit, dass in allen Liegenschaften der Stadt und ihrer Gesellschaften nur noch regenerative Energie eingesetzt wird. Wir werden die Bürgerinnen und Bürger an den großen Projekten der Stadtentwicklung beteiligen. Zukunftskonferenz wird zur Chefsache. Mein Slogan lautet: Schwabach mit Wirkung gestalten! Die Jugendlichen der Stadt möchte ich mit einem Stadtjugendrat, der Initiativrechte bekommt, motivieren, sich an der Entwicklung ihrer Stadt zu beteiligen.  

Die Stadt steht vor einer Reihe von wichtigen und teuren Großprojekten: Sanierung Altes DG, neues Hallenbad, neuer Markgrafensaal, Neugestaltung des Martin-Luther-Platzes. Zudem muss sie sich um die vorhandene Infrastruktur wie Schulen und Straßen kümmern. Was steht für Sie an erster Stelle?

Neunhoeffer: Die Haushaltslage der kleinsten kreisfreien Stadt Bayerns ist nicht dazu angetan, verschiedene Großprojekte gleichzeitig zu schultern. Die Sanierung des Alten DG nach dem mit der Bürgerschaft entwickelten Konzept steht für mich an erster Stelle. Daneben muss die vorhandene Infrastruktur ertüchtigt werden, wobei für mich bei allen Verkehrsfragen die gleichberechtigte Betrachtung aller VerkehrsteilnehmerInnen eine Selbstverständlichkeit ist. Ein Hallenbad ist für eine Stadt wie Schwabach wichtig. Dies steht für mich an zweiter Stelle der Großprojekte. Ein Saal, gar mit Kongresszentrum und angeschlossenem Hotel, wird für die Stadt Schwabach in der nächsten Stadtratsperiode nicht als eigenes Projekt umzusetzen sein. Wir sollten uns auf den vorhandenen Markgrafensaal konzentrieren und ihn soweit herrichten, dass er zur Verfügung steht.

Schwabach hat rund 40 Millionen Euro Schulden und muss weiter investieren. Dazu braucht die Stadt dringend Steuereinnahmen, auch aus der Gewerbesteuer. Sind Sie als Grünen-Kandidat wirtschaftsfreundlich genug, um mit attraktiver Gewerbepolitik zu überzeugen?

Neunhoeffer: Diese Frage überrascht insofern, als sie unterstellt, Grüne seien wirtschaftsfeindlich. Das Gegenteil ist der Fall. Wir Grüne sehen uns als Kraft der ökonomischen Vernunft, weil wir die ökologischen Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt rücken und Bildungschancen für alle betonen. Attraktive Gewerbepolitik bedeutet zuerst die Unterstützung der mittelständischen Vielfalt in unserer Stadt. Dies bedeutet weiter die Entwicklung eines Gewerbeansiedlungskonzepts, das den Schwerpunkt auf vorhandene Flächen und auf zukunftsorientiertes Gewerbe setzt und es bedeutet dazu noch eine Regionalinitiative, nach der sich benachbarte Kommunen nicht in einen Kannibalisierungswettbewerb um das billigste Gewerbegebiet begeben.

Wie kann die Stadt gleichzeitig eine Umweltpolitik betreiben, mit der die Grünen zufrieden wären?

 Neunhoeffer: Wir haben nur diese eine Umwelt und diese eine Zukunft. Daher sage ich: Energiewende auch in der Stadt hinbekommen, mit Boden, Luft und Wasser sorgsam umgehen, die Begrenztheit des Stadtgebietes als positives Merkmal erkennen, Freiräume lassen und der Landwirtschaft auch in unserer Stadt die Lebensgrundlagen erhalten.
  

Interview: GÜNTHER WILHELM – © SCHWABACHER TAGBLATT

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