«Energiebündel« plant Abschied vom Erdöl

LANDKREIS ROTH/SCHWABACH - «Wir müssen uns vom Öl verabschieden, bevor sich das Öl von uns verabschiedet.« Michael Stöhr, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, fasst das Ziel des «Energiebündels« in einen griffigen Satz. Vor dem Hintergrund der Endlichkeit aller fossiler Energieträger, will die Vereinigung den Landkreis Roth und die Stadt Schwabach innerhalb von 20 Jahren bei der Stromerzeugung unabhängig von Öl und Gas machen.

Sie sind alle für den Ausstieg aus der Atomenergie und haben ein gemeinsames Ziel: Bis 2030 sollen sich der Landkreis Roth und die Stadt Schwabach flächendeckend zu 100 Prozent selbst mit Strom aus regenerativen Quellen versorgen können. Nach Meinung des «Energiebündels« wird die Energieselbstversorgung die Region nachhaltig aufwerten. «Das Geld, das wir jetzt für Öl- und Gasimporte ausgegeben, soll in die Schaffung lokaler Wirtschaftskraft umgelenkt werden«, erklärte Michael Stör, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN).

Neben der Umweltschutzorganisation gehören dem Bündnis mit der CSU, der SPD, den Grünen und den Freien Wählern sowie der ÖDP und der Linken die größten Parteien des Kreises und Schwabachs an. Der LBV und eine Schwabacher Stromerzeugungsgenossenschaft haben sich ihm ebenfalls angeschlossen. Als vorerst letztes Mitglied ist der CSU-Kreisverband dem «Energiebündel« beigetreten. Kreisvorsitzender Volker Bauer begab sich während der Vorstellung der neuen Initiative in Roth vollständig in Widerspruch zur Meinung seiner Parteifreunde in München und Berlin. «Ich persönlich bin für den ungebremsten Ausstieg aus der Atomenergie«, erklärte Bauer.

Beschlüsse seiner Partei auf Kreisebene dazu gebe es aber noch nicht, räumte er ein. «Ich komme aus der Naturschutzjugend und will, dass die CSU im Landkreis umdenkt«, sagte Volker Bauer. «Bei der Energieversorgung ebenso wie in der Gentechnik«, präzisierte der CSU-Kreischef.

Er verwies insbesondere auf Kammerstein, wo er im Gemeinderat sitzt. «Rechnerisch versorgen wir uns bereits zu 100 Prozent selbst mit Strom«, so Bauer. Eine Freiflächenanlage zur Erzeugung von Solarstrom, eine Bio-Gasanlage und mehrere Fotovoltaikanlagen auf Dächern erzeugen so viel Strom wie die gesamte Gemeinde Kammerstein verbraucht.

Die Mitglieder des Bündnisses sind davon überzeugt, dass eine 100-prozentige Stromversorgung aus regenerativen Energiequellen im Landkreis und in Schwabach möglich ist.

Hermann Lorenz, freiberuflicher Energieberater, übte deshalb scharfe Kritik an jüngsten Entscheidungen des Rother Stadtrats. Dort seien anlässlich jüngster Baumaßnahmen bei öffentlichen Gebäuden sowie bei der Ausweisung eines Baugebiets keine regenerativen Energien für Beheizung und Stromerzeugung berücksichtigt worden.

Roland Wolkersdorfer von der ÖDP verglich solches Handeln mit den Maßnahmen infolge der Finanzkrise. «Niemand ist bereit, grundsätzlich umzusteuern«, meinte Wolkersdorfer, der neben alternativer Energieerzeugung auch Einsparung und höhere Energieeffizienz für erforderlich hielt, «wenn wir den hohen Lebensstandard halten wollen«.

© Text und Foto: Robert Schmitt
SCHWABACHER TAGBLATT / ROTH-HILOPLTSTEINER VOLKSZEITUNG

 



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