Klimawandel aus wissenschaftlicher Sicht


Dass der Klimawandel menschengemacht ist und keine natürliche Erscheinung, daran ließ Prof. Cyrus Samimi, Leiter der Abteilung Klimatologie am Geographischen Institut der Uni Bayreuth, von Beginn an keinen Zweifel. Natürlich gab es schon immer natürliche Schwankungen, doch die Ursache für die rasante Änderung unseres Klimas in den letzten 150 Jahren liegt am menschlichen Verhalten.

Um aktuelle Fakten und Argumentationshilfen zu erhalten, luden die Schwabacher Grünen den Wissenschaftler ein. Denn „auch die Kommune muss ihren Anteil leisten, um die vertraglich vereinbarten Klimaziele zu erreichen“, betonte OB-Kandidatin Christine Krieg. „Natürlich werden die großen und wichtigen Weichen von EU, Bundes- und Landesregierung gestellt, aber den Rahmen unserer Möglichkeiten müssen wir in Schwabach ausschöpfen.“

Die klimatischen Veränderungen auf der Erde, die sich in allen verfügbaren Daten wiederspiegeln, sind klar vom Menschen beeinflusst, wie Samimi mit Hilfe zahlreicher Grafiken und Statistiken glaubhaft nachweisen konnte. So steigt etwa der globale Ausstoß von Treibhausgasen von Jahr zu Jahr kontinuierlich an, aller Maßnahmen zum Trotz. Vor allem der industrielle Norden ist für den größten Teil aller Emissionen verantwortlich. Die 20 wichtigsten Industrienationen (G20) emittieren 80% aller Treibhausgase, während sich alle restlichen Länder der Erde nur 20% aufteilen würden. Gleichzeitig wird der globale Süden am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein.

Hier in Deutschland, das über die nötigen finanziellen und technologischen Ressourcen verfügt, können die unangenehmen Folgen der globalen Erwärmung noch abgefedert werden. In ärmeren Ländern der Südhalbkugel fallen Hitze, Überschwemmungen, Dürren, Stürme und andere Extremwetterlagen deutlich stärker ins Gewicht. Besonders bedrohlich sei derzeit, dass keiner vorhersagen kann, wie sich die Entwicklung der sogenannten Kipppunkte des globalen Klimas auswirken werden. Permafrostböden tauen immer schneller auf und das Grönlandeis schmilzt immer zügiger, als prognostiziert. Gleiches gilt für das Artensterben im Regenwald. Diese Entwicklungen treiben sich gegenseitig an und niemand kann vorhersehen, welche Wechselwirkungen sie entfalten werden. Obwohl viele Wissenschaftler von eher konservativen Modellen ausgingen, zeigen die Messungen, dass die Wirklichkeit alle Modelle überhole, so Samimi. Es sei schlicht so, dass die planetaren Grenzen beim Klimawandel bereits erreicht sind, ebenso wie beim Einbruch der Biodiversität und beim kaum zu bewältigenden Ausmaß an Mikroplastik sowie der globalen Überdüngung der Böden.

Trotz erdrückender Fakten und beängstigender Entwicklungen betonte Samimi, dass jeder Einzelne etwas tun könne, um den Gesamtausstoß an klimaschädlichen Gasen zu minimieren. Die größten Emissionsbereiche fallen auf die Energiewirtschaft (34%), den Verkehr (19%) und immerhin 9% auf die privaten Haushalte. Die Ansätze sind dabei vielfältig: Das klimaschädliche Fliegen etwa könne man auf ein Minimum reduzieren. Überhaupt sei das Fahrrad und die öffentlichen Verkehrsmittel dem Auto vorzuziehen. Auffällig stark ins Gewicht fallen auch die Ernährung (z.B. der Konsum von Fleisch) und der sonstige Konsum (allen voran Kleidung und Elektronikartikel).

Was also tun? Samimi gibt zum Schluss seines kurzweiligen, spannenden und gut verständlichen, aber leider recht frustrierenden Vortrags ein klares Statement ab: „Die Sklaverei ist nicht durch ein Steueranreizsystem beendet worden, sondern dadurch, dass ein gesellschaftlicher Konsens darüber bestand, sie zu verbieten. Ähnlich müsse es auch bezüglich des Klimawandels funktionieren: Steueranreize und die Bepreisung der Tonne CO2 mit lediglich 10 € werden alleine nicht reichen. Vielmehr brauche es Regulierung und deutlich mehr Verbote, um den CO2-Ausstoß in Deutschland effektiv zu senken.“

In der anschließenden Diskussion wurde die Umweltfreundlichkeit der Elektromobilität in Frage gestellt. Samimi ist sich auch hier sicher: „Der E-Antrieb sein letztlich eine Sackgasse und werde nach allen verfügbaren Erkenntnissen keine großen positiven Effekte entfalten.“ Im Gegenteil verenge sich der Blick auf Mobilität dadurch zu sehr. Samimi betont, dass es vielmehr darauf ankomme, den Fahrrad- und Fußverkehr zu fördern, Bus und Bahn attraktiver zu gestalten, den Verkehr intelligent zu nutzen und den privaten Kfz-Verkehr ökologisch zu lenken.

In diesem Sinne gibt Bernhard Spachmüller, Vorstandssprecher der Schwabacher Grünen, eine Hausaufgabe: Alle Gäste mögen die Wahlprogramme der am Kommunalwahlkampf beteiligten Parteien in Schwabach daraufhin untersuchen, wo diese Empfehlungen zu finden sind. Denn auch in Schwabach kann und muss viel unternommen werden, um den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu reduzieren.







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