Alleen sind mehr als nur grünes Straßenbegleitgrün

Ein durchschnittlich großer Laubbaum produziert pro Tag Sauerstoff für 10 Menschen, er verdunstet am Tag 400 Liter Wasser und sorgt für eine Wärmebremse im Hochsommer von gefühlten 3 bis 6 Grad weniger. Bäume spenden Schatten, bieten Vögeln Brut-, Nahrungs- und Lebensraum und geben Wind- und Lärmschutz. Sie gestalten unsere Straßenräume. Bäume sind die wichtigsten Wärmeregulatoren in den Innenstädten, wenn die sommerlichen Temperaturen im Zeichen des Klimawandels immer höher steigen.

Eine klimagerechte Stadt braucht deshalb viel Straßengrün, auch wenn der eine oder andere bei Bäumen vor allem an Parkraum oder an Laubfall denkt! In der Wallenrodstraße ist eine der letzten Innenstadtalleen gefährdet. Die Hälfte der Scheinakazien sind schon verschwunden, von einigen steht nur noch der Stumpf wie ein Mahnmal und die Nachpflanzung läßt auf sich warten. Wie es in der Wallenrodstraße weiter gehen soll, ist noch nicht geklärt.

Karin Holluba-Rau, die Stadtratspflegerin für Umwelt und Naturschutz wurde einige Male auf den bedauerlichen Zustand der Allee angesprochen und hat sich deshalb mit Grünen Kolleg*innen, Interessierten und mit den Fachleuten der Stadtverwaltung vor Ort getroffen, um die vielseitigen Gesichtspunkte für die schwierige Entscheidung zu beleuchten.

Straßenbäume haben es heutzutage schwer, sich im Straßenraum zu entwicklen. Im Winter macht ihnen das Streusalz das Leben schwer. Leitungen, die im Wurzelraumbereich liegen, sind Störfaktoren, wenn deswegen aufgegraben werden muss. Der Wachstumsraum für den Wurzelbereich ist häufig sehr begrenzt und Autoabgase und zu kleine Baumscheiben behindern Wachsen und Gedeihen. Auto-Hardliner wünschen sich mehr Parkraum statt Baumraum. Und Bäume kosten Geld, wie übrigens die Parkplätze auch.

Da stellt sich sofort die Frage nach dem Nutzen und so konkurriert das Gemeinwohl von Straßenbäumen gegen die Autofahrerlobby. Beim Abwägen ist zu bedenken, ob wir Bürger*innen Bäume wie in Blumentöpfen haben möchten, die nach wenigen Jahren wieder ausgewechselt werden müssen oder wollen wir Bäume, die sich auch zu Bäumen entwickeln können und dürfen.

"Solche Bäume brauchen im Straßenraum Platz und den kann man bei beengten Verhältnissen, ohne Parkplätze opfern zu müssen, nur mit Wurzelkammern schaffen: Bis zu 1,50 m tief und mindestens 15 qm Wurzelraum brauchen kleinkronige Bäume. Über den Wurzelkammern können dann die Autos parken“, so die Fachleute Mulzer und Hörndler von der Stadtverwaltung. "Dann hat ein Straßenbaum ca. 60 Jahre Lebenserwartung. Wir haben inzwischen gute Erfahrungen." Stadtbaurat Kerckhof ergänzte: "Nicht nur die ökologischen Vorteile von Baumbestand in der Stadt zählen, auch die Straßenraumgestaltung ist wichtig. Die Allee in der Wallenrodstraße ist hierfür ein hervorragendes Beispiel."

Die Kosten für Straßenbäume werden beim Straßenausbau laut Straßenausbausatzung anteilig auf die Anlieger umgelegt. Deshalb ist die Frage der Bäume besonders sorgfältig abzuwägen. Es muss gleichzeitig auch bedacht werden, dass die sich evtl. billigere Variante ohne Wurzelkammern als die teuere erweisen könnte, wenn die Bäume bei kürzerer Lebensdauer und schwierigeren Pflege und Wasserversorgung mehrmals ersetzt werden müßten.

Zusammenfassend wird deutlich, dass bei diesen langfristig wirkenden Entscheidungen im Blick auf das Klima in den Städten keine Kompromisse zugelassen werden können. Stadtbewohner*innen werden erkennen, dass die Wohlfahrt von Bäumen ein Geschenk der Natur ist, die allen nutzt.


Typisch: zu wenig Wurzelraum für den Baum ist Ursache dafür, dass die wachsenden Wurzeln die Straßenoberfläche und die Randsteine zur Seite drückt und Ausbesserungsarbeiten notwendig macht. Abhilfe könnten größere unterirdische Wurzelkammern bringen, die den Bäumen mehr Platz lässt, ohne Schäden andere Oberfläche zu verursachen.



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