Baustellenbesichtigung "Auf der Aich 7"


Mehr als ein Dutzend Menschen haben das Angebot von den GRÜNEN Schwabach angenommen, um die Baustelle des Einzeldenkmals „Auf der Aich 7“ von Birgit Raab, zu besichtigen.

Seit etwa 2 Jahren ist die ehemalige langjährige Bezirksrätin bereits dabei, das Anwesen baubiologisch zu sanieren. Das etwa 500 Jahre alte Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die meiste Zeit wurde es von Bäckern und Konditoren genutzt. Ende des 19. Jahrhunderts hat der Konditor Karl Albert Gögelein sehr kreativ unterschiedliche Produkte wie zum Beispiel das „Frauenlob“,  eine“Fabrikation von Teigwaren aller Art“, entwickelt. In diese Zeit fallen auch unterschiedliche Um- und Einbauten, wie zum Beispiel das Zwerchhaus  mit einem großzügigen Flur und Treppenhaus oder verschiedene Stuckdecken. 1894 ließ Gögelein in das Haus einen Laden einbauen.

1930 wechselte das Gebäude den Besitzer und Familie Brunner übernahm den Laden, der über 60 Jahre lang bis 1984 als „Laden am Eck“ eine Institution war. Der alte Kühlraum von 1930 offenbarte sich beim nun notwendigen Umbau als eine unangenehme Überraschung. Mangels damals wasserunlöslicher Klebestoffe wurden die Korkplatten zur Isolierung des Kühlraums mit Bitumen zusammengehalten. Bitumen enthält jedoch eine Vielzahl von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), eine Gruppe von Stoffen, die als hoch krebserregend eingestuft sind und nur mit besonderen Vorkehrungen wie z.B. Luftschleuse und Ganzkörperanzug als Sondermüll besonders zu entsorgen sind.

Ziel von Birgit Raab ist, das Haus einerseits heutigen Standards anzupassen sowie andererseits dabei den eigenen, individuellen und geschichtsträchtigen Charakter zu erhalten.

Erster Schritt war die Entfernung von Baufehlern, Baumaterialien und Baustoffen, die dem Haus nicht gut tun bzw langfristig schädigen. So wurden sämtliche Kunststoffböden und Tapeten wie auch eine Styropordecke in einem Zimmer entfernt. Im Erdgeschoss wurde zum Beispiel in vergangenen Jahren Zementputz auf Fachwerk verwendet und mit Fliesen luftundurchlässig gemacht. Folge war, dass das Fachwerk „nasse Füße“ bekommen hatte und die Balken teilweise ziemlich morsch waren. Das Fachwerk wurde stückweise ausgebessert und mit einem Kalkputz versehen. Großer Vorteil: Das Fachwerk und die Wand können wieder atmen durch die Diffusionsoffenheit, was sich auch auf das Raumklima auswirkt.

Nachdem klar war, dass die vorhandenen Gasleitungen nicht mehr dicht genug waren und deshalb erneuert werden mussten, fiel auch die Entscheidung, sämtliche verzinkten Wasserleitungen aus den 60er Jahren durch Edelstahlleitungen zu ersetzen. Als Heizung wurde eine Randleistenheizung gewählt, die Strahlungswärme abgibt und ein besonders angenehmes Wohnklima schafft.

Um das Haus energetisch zu verbessern, wurde ein Innendämmkalkputz mit Blähglaskügelchen in verschiedenen Größen aus Altglas aufgebracht. Die alten Holzfenster wurden durch Isolierglasfenster aus Holz ersetzt. Auf Holzschutz wurde bei den Fenstern bewusst verzichtet und dafür die Fenster in Eigenleistung mit Leinöl mehrmals gestrichen. Anstatt PU-Schaum wurde beim Einbau Stopfhanf verwendet.

„Wir sind sehr beeindruckt.“, äußerte sich Bernhard Spachmüller, Vorsitzender der Schwabacher GRÜNEN. Auch Stadtratsmitglied Eckhard Göll zollte der bisherigen Sanierungsleistung seinen Respekt. „Baubiologisch sanieren ist auf längere Sicht die nachhaltigere, gesündere und ökonomisch günstigere Variante.“ Über 90% des Tages halten wir uns in den eigenen vier Wänden auf – bei inzwischen Tausenden verschiedenen Baustoffen. Umso wichtiger sei, die richtige Wahl zu treffen, sonst besteht die Gefahr, sich selbst und das Gebäude aus Unwissenheit zu schädigen.“

Birgit Raab ergänzt und pflichtet ihm bei: „Wir brauchen wieder eine Rückbesinnung auf einfache, alte Baumaterialien wie Holz, Kalk und Lehm. Gut für die Umwelt und für sich selbst.“

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