Grüne Radtour zur Biogasanlage in Kammerstein-Schattenhof


Eine Abordnung der Schwabacher Grünen war im Rahmen einer Radtour der Einladung der Familie Volkert gefolgt, um sich zeigen zu lassen, wie deren Biogasanlage funktioniert. Moni Volkert begrüßte die Besucher am 3 bis 5 Meter breiten bunten Blühstreifenrand eines Maisfeldes und stellte vor Ort die Pflanzen vor,die derzeit noch auf eigenen Feldern stehen und zur Biogasproduktion genutzt werden. Am Begleitstreifen wächst für ca 5 Jahre eine Wildpflanzenkultur von bis zu 25 verschiedenen dauerhaften Blühpflanzen wie Königskerze, Rainfarn, Sonnenblume, Malve, Hirse und Cosmea und dahinter vor allem Mais. Die Wildpflanzenkultur ist nicht nur schön anzusehen, sondern dient der Artenvielfalt, weil sie Lebensraum für diverse Insekten, Vögel und Kleinsäuger bildet. Dazu erklärte Frau Volkert auch den stets notwendigen Fruchtwechsel auf den Feldern und die verschiedenen Kulturen, die über das Jahr verteilt, angesät, gepflegt und geerntet werden.

Markus Bäuml, Regionalreferent des Fachverbandes Biogas e.V., erklärte im Rahmen der Diskussionen über die Anbaumöglichkeiten verschiedener Enegiepflanzen. Er machte klar, dass hier viel Forschung und Entwicklung notwendig war und ist, damit Artenvielfalt und Energieertrag zusammenpassen. Wenn zukünftig hier die neu erprobte Energiepflanze „Silphie“, ein aus Nordamerika stammender Korbblütler mit hoher Trockenheitstoleranz, wachsen wird, sind bereits 10 Jahre Entwicklung und Test 10 Jahre abgelaufen. Den Kritikpunkt, Mais lauge den Boden zu stark aus, entkräfteten Kurt Volkert, der Kammersteiner Energiewirt und Bäuml mit der Begründung, dass der nährstoffreiche Gärrest aus der Biogasanlage zurück aufs Feld komme und so der natürlichen Kreislauf von Entnahme und Rückgabe optimal funktioniere.

Vom Feld aus machte sich die Gruppe auf den Weg zum Tabakanbaubetrieb der Familie Götz in Schattenhof. Jung-Tabakbauer Michael Götz stellte hier den Grünen seinen gut funktionierenden Tabakanbau vor, der vor einigen Jahren für den Schwabacher Raum eigentlich für tot erklärt worden war. Der hier angebaute Tabak wird ab dem Tag der Ernte in Heißluftöfen für ca. eine Woche goldgelb getrocknet. Die dazu nötige Energie kommt über die Wärmeleitung von der Biogasanlage Volkert nach Schattenhof. Diese Regelung ist für alle Seiten gewinnbringend, für den Anlagenbetreiber, der im Sommer, wenn niemand Wärme zum Heizen benötigt, seine immer anfallende Bioenergie vermarkten kann, für den Tabakbauern, der keinen Brennstoff einkaufen muss und für uns alle im Blick auf den Klimawandel, da kein fossiler Brennstoff verbrannt werden muss. Pro Jahr Jahr werden so drei große LKW-Ladungen Heizöl eingespart, was einer CO2 Einsparung von rund 172 t entspricht. Ganzjährig werden mit dem Wärmenetz der Familie Götz weitere vier Häuser mit Biogaswärme versorgt.

An der Biogasanlage angekommen, stellte Kurt Volkert den Grünen die große Bandbreite der Einsatzstoffevor. Die ganzjährig zwischengelagerten Ackerrohstoffe im Silo, gelagerte Rindergülle und Mist von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Umgebung und die Grüngutabfälle aus der Gemeinde Kammerstein werden dem kontinuierlich ablaufenden Prozess der Biogasproduktion in den Gärbehältern zugeführt. Aus dem entstehenden Gas, das unter den schwarzen Foliendächern über allen Behältern gespeichert wird, kann flexibel Strom für ca. 1000 Haushalte produziert werden. Wenn die Energiewende funktionieren soll, so war man sich einig, ist der Mix aller Erneuerbaren notwendig. Biogas kann dazu die nötige Stabilität, aber auch Flexibilität beisteuern. Derzeit ist Biogas als einzige erneuerbare Energie speicherbar und kann so immer Strom produzieren, auch wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint, so Kurt Volkert.

Die Grünen sind sich bewußt, „dass Bioenergie ein wichtiger Bestandteil der Energiewende für die Grundlast ist“ so Bernhard Spachmüller von den Schwabacher Grünen. Gleichwohl wird kritisiert, dass zwar die Energiewende von Seiten der Bundesregierung immmer wieder verkündet wird, jedoch zu wenig getan wird, um die Energiewende wirklich nachhaltig zu managen. "Ziel muss sein, dass die Einspeisung von Biogasstrom vor allem dann erfolgen muss, wenn er wirklich gebraucht wird und das muss beim Umbau des EEG-Einspeisungsgesetzes entsprechend geregelt werden.“

Noch ist die Konkurrenz von Nahrungsmittelerzeugung und Energiepflanzen vom Acker in unserem Lande kein wirkliches Problem. Mit dem Berufsbild „ Energiewirt“ wurde in der Landwirtschaft ein hocheffizientes System mit einem anspruchsvollen Arbeitsprofil geschaffen, das hochtechnische Zukunftsentwicklungen auf dem Land möglich macht. „Die Vermaisung unserer Landschaft wird zwar beklagt“, so Karin Holluba-Rau “aber solange die Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft nicht die entsprechende finanzielle Anerkennung findet, ist diese Entwicklung auch von Grünen Kritikern nachvollziehbar.“

Ein fränkisches Vesper mit weiteren intensiven Diskussionen im Garten der Familie Volkert rundete den Abend ab.


Kurt Volkert erläutert das Prinzip der Biogasanlage.



Michael Götz öffnet die Trockschränke, die mit Wärme aus dem Nahwärmenetz beheizt werden.





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