Den Boden schützen

SCHWABACH - Die Grünen-Landesvorsitzenden Sigi Hagl war aus Landshut nach Schwabach gereist, um über Bodenverbrauch und geeignete Maßnahmen gegen die zunehmende Betonierung Bayerns zu sprechen. Da passte auch ein Besuch am Dillinghofweg ins Konzept.

Bodenschutz2015
Ein Dank an die Landesvorsitzende. Schwabachs Grünen-Kreisvorsitzender Bernhard Spachmüller mit Sigi Hagl.



„Lippenbekenntnisse reichen nicht mehr“, sagte Hagl und forderte ein Flächenmanagement mit Leerstandskataster, einen Vorrang von Innenentwicklung und Nachverdichtung sowie kommunale Allianzen bei der Gewerbeansiedlung. Naturschutzbelange hätten bislang nämlich stets das Nachsehen. Bodenfunktion, Hochwasserschutz und Artenvielfalt seien dadurch gefährdet. „Der Flächenfraß ist ein Raubbau an der Natur“, fasste Hagl zusammen.

Dreifache Bedrohung

„Sie haben es wunderbar ausgedrückt, wir können ihnen nur zustimmen und uns bedanken.“ Die Nachbarn des geplanten Baugebiets an der Brandenburger Straße und dem Dillinghofweg waren begeistert davon, dass Sigi Hagl ihre Meinung weitgehend teilte.

Bei einem Ortstermin vor der Abendveranstaltung mit ihren Schwabacher Parteifreunden hatte sich die Grünen-Landesvorsitzende ein eigenes Bild gemacht. Ihr Fazit: „Eine Frischluftschneise, ein Naherholungsgebiet und eine gewachsene Wegeverbindung“ seien bedroht. Außerdem werde wertvolle Ackerfläche zerstört.

Von 18 auf sechs

„Ein ,Weiter so’ wird nicht gehen, wir brauchen dringend gemeinsame Strategien zur Siedlungsentwicklung“, war sie überzeugt. Schließlich wolle die Bundesregierung den Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag reduzieren. Das würde bedeuten, in Bayern dürften dann sechs Hektar täglich verbaut werden. „Dazu wird eine erhebliche Anstrengung nötig sein, denn heute sind es noch 18 Hektar“, so die grüne Landeschefin und Fraktionsvorsitzende ihrer Partei im Landshuter Stadtrat.

Heftige Vorwürfe machte sie vor allem Markus Söder. „Er ist ein Heimatzerstörungsminister“, erklärte sie. Söder plane nämlich das Anbindungsgebot bei neuen Gewerbeflächen abzuschaffen. Danach dürfen ausschließlich im Anschluss an bestehende Bebauung neue Einheiten entstehen. Hagls Meinung zufolge würde das zu Verhältnissen wie in Italien führen. „Eine Gewerbeimmobilie nach der anderen entlang der Autobahnen.“

In der Diskussion mit der Bürgerinitiative gegen das neue Baugebiet wurde heftige Kritik an der Stadt geübt. Insbesondere die Nähe zwischen Beschlussfassung über einen neuen Flächennutzungsplan und den Bauplänen am Dillinghofweg stieß auf Unverständnis bei den Nachbarn. Danach war die Fläche nämlich nicht für Wohnbebauung vorgesehen. „Es gibt 100 Hektar in der Stadt, die der Plan dafür ausweist, warum nun also hier?“, hieß es. Insbesondere in Verbindung mit dem neuen Gewerbegebiet sah man die Wohnqualität im Umfeld als stark beeinträchtigt an. „Ich muss jetzt sicher bald zwischen neuen Häusern und Unternehmen hin und her fahren, um Frischluft zu bekommen“, spitzte es ein Anwohner zu.

Anfängen

Trotz der relativ kleinen Fläche, die nun mit Einfamilienhäusern be- baut werden soll, sah Sigi Hagl die Gefahr, dass über kurz oder lang die gesamte Fläche bis zur Verbindungsstraße bebaut werde. „Wehret den Anfängen“, lautete ihre Warnung. Der entscheidende Punkt für sie war, dass ein ortsnahes Erholungsgebiet beschnitten werde. „Hier gibt es Jogger, Radfahrer und es spielen Kinder“, hatte sie mit eigenen Augen erlebt. Für die Mitglieder der Bürgerinitiative sind es exakt diese Punkte, die aus ihrem Protest einen Kampf für Gemeinwohlanliegen machen. „Man wirft uns immer vor, es gehe uns nur um unsere Interesse, wir wollen aber für ganz Schwabach etwas schützen“, hieß es. 

Text und Foto: ROBERT SCHMITT / © SCHWABACHER TAGBLATT

 

 

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