Niedriger Milchpreis gefährdet Existenz

SCHWABACH  - An diese Szenen kann man sich noch gut erinnern: Landwirte schütten ihre Milch in den Straßengulli. Milchstreik als Protest gegen den niedrigen Milchpreis. Solche Aktionen gibt es derzeit nicht, das Problem aber schon.
„Das ist ja fast ein Wunder“, findet Grünen-Stadträtin Karin Holluba-Rau, „so ein Hof mitten in der Stadt“. Das Anwesen der Familie Käferlein liegt quasi in zweiter Reihe in der Ludwigstraße. Es ist Schwabachs letzter Stadtbauernhof. Ein kleines Idyll mit 20 Kühen und vier Pferden. 

Konrad Käferlein bewirtschaftet das Jahrhunderte alte Anwesen bereits in der siebten Generation. Unterstützt wird er von seiner Frau Regine, die im Hauptberuf Lehrerin ist.

Wer Konrad Käferlein bei einer Hofführung erlebt, der spürt schnell, dass die Landwirtschaft für ihn Leben und Leidenschaft ist. 

Am gestrigen Montagvormittag hatte er ungewöhnlichen Besuch von einem Kollegen aus der Politik. Der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling hat in Hessen selbst einen Bauernhof mit Milchvieh. Den führt mittlerweile dessen Sohn, so dass sich der 51-Jährige ganz auf die Politik konzentriert. 2009 wurde er ins Europaparlament gewählt.
Häusling ist nicht alleine gekommen. Rund zwei Dutzend Interessierte hat der Informationsbesuch der Grünen angelockt, darunter auch politische Prominenz wie den Grünen-Bundestagsabgeordneten Uwe Kekeritz und — aus den Reihen der CSU — Oberbürgermeister Matthias Thürauf sowie Häuslings Kollege im Europaparlament, Martin Kastler.

Zwei Tage ist Häusling in Franken unterwegs, um sich ein Bild von der hiesigen Landwirtschaft zu machen. Und Konrad Käferlein beschreibt die Lage so unaufgeregt wie ungeschönt:

Nicht einmal kostendeckend

„Unser Hauptproblem ist der niedrige Milchpreis.“ Der ist wieder auf 30 Cent pro Liter gesunken. Wie zu Zeiten des Streiks. „Um wenigstens die Kosten zu decken, bräuchten wir 40 Cent“, erklärt Käferlein und betont: „Ich würde gerne auf alle Subventionen verzichten, wenn es einen anständigen Milchpreis von 50 Cent gäbe.“ Käferlein hat durchaus Verständnis für die Käufer, die zur billigen Milch im Discounter greifen. Doch die jetztige Situation gefährde auf Dauer die Existenz nicht nur seines Hofs. „Wir leben von der Substanz.“ 

Vom Bauernverband fühlt sich Konrad Käferlein „nicht unterstützt“. Der Verband fordere sogar ein Ende der Milchquote. Dadurch komme aber noch mehr Milch auf den Markt.

Martin Häusling wendet sich deshalb entschieden „gegen den Liberalisierungswahn in der Landwirtschaft“. Er wolle keine Planwirtschaft: „Wir können keinen Milchpreis festlegen.“ Doch um den Milchpreis für die Bauern zu erhöhen, müsse die Milchmenge gesenkt werden. Seine Idee: „Nationale Quoten für die EU-Länder.“

Appell an Verbraucher
Der Grüne betont aber auch: „Der Verbraucher hat es in der Hand.“ Häusling wirbt deshalb für zwar teurere, aber „faire Milch“. Denn: „Wir müssen den hohen Arbeitsaufwand der Landwirte honorieren.“

Haeusling
Schon in siebter Generation bewirtschaftet Konrad Käferlein (in der Mitte mit den Kindern) seinen Stadtbauernhof in Schwabach. Am Montag bekam er Besuch von den Grünen mit deren Europaabgeordneten Martin Häusling (3.v.r.).

Text/Foto: Günther Wilhelm - ©SCHWABACHER TAGBLATT

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