FairesFilmFrühstück: Gekaufte Wahrheit


SCHWABACH  - „Das ist Wirtschaftsfaschismus.“ So reagierte einer der fast 200 Zuschauer im Luna-Kino, als sich der Vorhang geschlossen hatte. Zuvor war 90 Minuten lang ein Dokumentarfilm über die Leinwand geflimmert.

„Gekaufte Wahrheit – Gentechnik im Magnetfeld des Geldes“ heißt der Streifen, mit dem der Münchner Filmemacher Bertram Verhaag Macht und Verstrickungen der Gentechnik-Konzerne aufdeckt.

Diese schrecken seiner Darstellung nach nicht davor zurück, Wissenschaftler mundtot zu machen, die gegen genveränderte Pflanzen Stellung beziehen. Bertram Verhaag berichtet in seinem Film von einem ungarischen Lebensmittelforscher, der 35 Jahre als Professor in Großbritannien gearbeitet hat. Als er alarmierende Ergebnisse über die Fütterung von Ratten mit genveränderten Kartoffeln veröffentlichte, verlor er seinen Job, seine Unterlagen wurden beschlagnahmt, und er durfte nichts mehr veröffentlichen. Schließlich wurde er aus der britischen Akademie der Wissenschaften ausgeschlossen. Die dokumentierten Folgen des Genfutters waren erschreckend: Das Immunsystem der Ratten war geschwächt, und ihre inneren Organe blieben in der Entwicklung zurück.

Die intensive Beschäftigung mit den Machenschaften der Genkonzerne hat Verhaag zu einem deutlichen Kritiker des Anbaus genveränderter Pflanzen gemacht. Immerhin ist „Gekaufte Wahrheit“ bereits sein neunter Film über Monsanto und Co. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. „Sie belügen uns“, sagte er über die Öffentlichkeitsarbeit der Genkonzerne. „Gentechnik ist ein Verbrechen gegen uns und unsere Gesundheit“, lautet sein Fazit. Sie führe nicht zu weniger Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, das Gegenteil sei der Fall.

Mit Hartnäckigkeit zum Erfolg

Die Diskussion der Kinobesucher mit Bertram Verhaag und Andrea Dornisch von „Bündnis gentechnikfreier Landkreis“ führt schnell zu der Frage, was der einzelne gegen den Vormarsch der Gentechnik auf Äckern und in den Supermarktregalen tun kann. Wenn es um Futtermittel geht, rät Manfred Gilch, Landwirt aus dem Hilpoltsteiner Ortsteil Pierheim und Kreisvorsitzender des Bunds Deutscher Milchviehhalter (BDM), seinen Kolleginnen und Kollegen aus der Region, „dann müssen wir Bauern hartnäckig bleiben“. Man solle seinem Händler gegenüber entschieden sein: „Ich will gentechnikfreie Ware“. Das müsse jeder Landwirt einfordern.

Außerdem kritisierte Gilch die Politik des Bayerischen Bauernverbands. „Er setzt immer noch auf Intensivierung der Landwirtschaft, obwohl nur noch lediglich 40 Prozent der Fläche der Nahrungsmittelerzeugung dienen“, offenbarte Gilch. „40 Prozent des Anbaus fließen in die Energie- und Treibstofferzeugung“, rechnete er vor.

„Kaufen Sie Bio!“

Bertram Verhaags Überzeugung zufolge kann auch der einzelne Verbraucher mit seinem Einkaufsverhalten etwas gegen die Ausbreitung der Genindustrie und für die eigene Gesundheit tun. „Kaufen sie Bio“, lautete sein Ratschlag.

Wie gut gentechnikfreie Lebensmittel schmecken können, hatten die Veranstalter mit einem Frühstück vor dem Film bewiesen. Ausschließlich fair erzeugte und gehandelte Produkte wurden auf den Tisch gebracht. Bund Naturschutz, Grüne, SPD und das Bündnis gentechnikfreier Landkreis hatten dabei auf die Fachkompetenz eines Schwabacher Stadtratsmitglieds zurückgegriffen. Die Grünen-Politikerin und Hauswirtschafts-Lehrerin Karin Holluba-Rau hatte sich für die Zubereitung des fairen Frühstücks fast eine ganze Nacht um die Ohren geschlagen.

Text: Robert Schmitt - ©SCHWABACHER TAGBLATT

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