Massentierhaltung schadet Mensch, Tier und Umwelt

Massentierhaltung ist ein Thema an das man sich trotz BSE, Tierfutterskandalen, usw. in Form von Billigfleisch - zynisch gesehen – gewöhnt hat. Auch bei den Grünen war diese grundsätzliche, und trotzdem alltägliche Diskussion „fast“ in Vergessenheit geraten. Nun aber forderte eine Mitbürgerin sehr drängend die Grünen heraus, ihre Stimmen zum Thema Massentierhaltung im Zusammenhang mit der Hähnchenmast in Kammerstein zu erheben.

Beim letzten Grünen Dialog wurde deshalb mit den Referentinnen Bezirksrätin Birgit Raab und der Stadträtin Karin Holluba-Rau, seit Jahren die mahnenden Fachfrauen, das Thema Massentierhaltung aktuell und erneut grundsätzlich beleuchtet.

Da standen natürlich zunächst die Fragen im Raum, was uns und warum uns was mit der Hühnchenmast in Kammerstein blüht. Und wie ist das wirklich mit der notwendigen Wärmenutzung vom Biogas, den angeblich so kurzen Transportwegen, der angekündigten Verminderung von Monokultur Mais, der Schaffung angeblich nachhaltiger regionaler Wirtschaftskreisläufe?

Die Grundsätze grüner Politik im Blick auf Nutztierhaltung ist, dass das Tier nicht zur Ware verkommen darf, so wie es sich in der Begriff „Gelbe Ware“ für Kücken eindeutig zeigt.

Nur noch der Preis bestimmt den Markt. Der Verbraucher, die Verbraucherin nimmt Fleisch nur noch zerlegt, zerteilt, portioniert, pfannengerecht gerichtet, auf Plastikschalen eingeschweißt , wenn möglich auch schon vorgefertigt und zubereitet wahr. Das Tier als Mitgeschöpf, das sieht, hört, fühlt, einen Lebenswillen, einen Bewegungsdrang, einen Fortpflanzungswillen hat wie der Mensch, wird dem Konsumenten immer fremder.

Die moderne Nahrungsmittelproduktion hat viele Täuschungen hervorgebracht, den Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren, die Tomate, die ohne Boden wächst, die Hühnersuppenterrine ohne Huhn, so auch die Fleichproduktion in idyllischer Landschaft im Massentierstall, egal ob Schwein, Rind, Geflügel, der Preis zählt.

Die Kehrseite der Billigproduktion wird selten genau hinterfagt: woher kommt das Trinkwasser für die Massentierhaltung und für den regelmäßigen Reinigungsaufwand beim Ausstallen derTiere, welcher Giftcocktail entweicht mit der Luft, woher kommt das ganze Futter, wohin geht das Abwasser, der Abfall, wie ist das mit dem Tranport, dem Massenschlachten, wie geht es dem Menschen an solchen Arbeitsplätzen, welche Medikamente hat diese Ware Tier nötig, damit sie solange lebt, wie wir diese Freßmaschienen leben lassen wollen, was sind das für Tiere, die da als Ware funktionieren, wohin geht der Rest, den wir gar nicht essen wollen, was bewirkt er auf den globalen Märkten? Viele offene Fragen müssen auf den Tisch, wenn Massentierware uns Verbrauchern und Verbraucherinnen direkt aus der Region als besonders erstrebenswert aufgetischt werden soll.

Deshalb verlief die Diskussion vielschichtig und kritisch. Birgit Raab erklärte die grüne Position: Massentierhaltung schadet Mensch, Tier und Umwelt. Anstatt die bäuerliche Landwirtschaft und die regionalen Wirtschaftskreisläufe zu stärken, die die heimische Nachfrage nach Qualitätslebensmitten befriedigt, ist die augenblickliche Agrarpolitik von CSU/CDU und FDP ausgerichtet auf Massentierhaltung und Exportorientierung mit Zielrichtung außereuropäischer Märkte. Handelsabkommen mit Lybien oder Vietnam werden euphorisch begrüßt.

Aber Massenetierhaltung ist nicht zukunftsfähig, so Karin Holluba-Rau. Tierische Produkte und deren Herstellung als Massentierware sind besonders kritisch fürs Klima. Die intensive Tierhaltung ist in hohem Maße von Importfuttermitteln abhängig, schon heute werden 50% des Eiweißfutters importiert aus Überseegebieten wo einst Urwald, die grüne Lunge unserer Erde, stand. Industrielle Tierhaltungsanlagen von global agierenden Firmen geben keine positiven Impulse für den ländlichen Raum. Die seit Jahren favorisierte Politik von Wachsen oder Weichen verdrängt jetzt auch dem bäuerlichen Mittelstand. Der klägliche Rest der Landwirte wird zu abhängigen Lohnmästern und modernen Leibeigenen gemacht, die das finanzielle Risiko und zugleich den Verlust an Lebensqualität tragen mit Arbeitsplätzen im „Hochsicherheitstrakt der Mastbetriebe“.

Zugleich berichtete Birgit Raab, die Agrarwirtschaft studiert hat, von den globalen Verflechtungen solcher Konzerne. Die Weltfirma Wesjohann zu dem die Brüterei Süd bzw Wiesenhof gehören, gibt sich als bauernnah und beschreibt seinen Konzern als „Familienbetrieb“, zugleich ist dieser Konzern Marktführer bei Geflügelimpfstoffen und Futtermitteladitiven mit eigenen Futtermühlen, mit Futtergewinnung aus Fett, Blut und Federmehl. Es geht vor allem um eine aggresive Eroberung von Marktanteilen des sich im Augenblick noch entwickelnden Exportes, während der Inlandsbedarf bereits einen Selbstversorgungsgrad von fast 100% aufweist. Der kurzfristige Inlandsbedarfsanstieg beruhte vor allem auf dem Einstieg der Discounter auf diesem Sektor, aber der ist eigentlich auch schon wieder beendet. Der Gewinn der Mäster liege im Augenblick noch bei 4 bis 6 Cent pro Tier. Zu befürchten ist, dass es mit neu geplanten 500 bis 600 Mastställen in ganz Deutschland zu einer Überproduktion kommt und diese Riesenställe dann unsere Landschaft zieren.

Einig waren sich die Grünen erneut in der Gesamtbetrachtung: wir brauchen weiterhin eine zukunftsfähige bäuerliche Landwirtschaft, in ein solches Konzept passt die Massentierhaltung mit 35 500Hähnchen mit ca 35 Lebenstagen nicht. Um das aber zu ändern, brauchen wir eine andere Subventionspolitik für Landwirte, die noch Landwirte mit artgerechter Tierhaltung bleiben wollen und dazu VerbraucherInnen, die Qualität schätzen und bereit sind, einen gerechten Preis zu zahlen.



zurück

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>