"Dehner-Gelände" - Wie geht's weiter?


Nachdem das geplante Vorhaben „Gartenfachmarkt Dehner“ an der alten Rother Straße kürzlich im Stadtrat im Rahmen des Bau-Genehmigungsverfahrens negativ beschieden worden war, befassten sich die Schwabacher Grünen in Fraktion und Kreisvorstand mit der Frage, wie es jetzt weitergehen könnte. Vor allem die Frage nach anderen, städtebaulich sinnvolleren Bebauungsüberlegungen stand im Raum.

Karin Holluba-Rau, Mitglied im Planungs- und Bauausschuss, erläuterte zunächst die rechtliche Situation. Flächennutzungsplan (FNP) und erste Schritte für den Bebauungsplan sowie der äußerst knappe Stadtratsbeschluss vom Oktober 2016 schafften planungsrechtliche Grundlagen, zunächst also nur für die erste Entwicklungsplanung. Der Eigentümer bzw. Investor der Fläche strebt die Sondernutzung als „Gartenbaufachmarkt“ an. Für diese besteht im Grundsatz Baurecht. Bei der Sitzung im letzten Stadtrat wurde nun deutlich, dass neue Erkenntnisse Änderungen nötig machen. „Mit Stadtratsmehrheit ließe sich also, wenn andere Planungsvarianten sinnvoller zu bewerten sind, die Planung zielgerichtet verändern, was entsprechende Folgen nach sich ziehen würde: Der Stadtrat muss weiterhin einen Bebauungsplan für einen Gartenmarkt ablehnen und zugleich den FNP ändern“. Eine städtische Verfügbarkeit der Fläche ist derzeit nicht gegeben.

„Der vorliegende Plan seitens Dehner bzw. des Investors mit einer extrem flächenfressenden Bebauung ist absolut nicht mehr zeitgemäß“, so die Stadträtin Dr. Sabine Weigand. Heutzutage müsse man, gerade bei innerstädtischer Bebauung, sehr darauf achten, nicht mehr in die Breite, sondern flächenschonend in die Höhe zu bauen und auch z.B. möglichst viele Tiefgaragenstellplätze vorzusehen. „Boden ist ein sehr rares und knappes Gut“, erläutert die Landtags-Direktkandidatin der Grünen. „Schwabach als kreisfreie Stadt hat nur noch wenige kostbare Flächen zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund darf man eine derartig zentrale, große Fläche nicht für einen dritten Gartenmarkt verschwenden, den Schwabach nicht wirklich braucht. Viel wichtiger ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.“

Bernhard Spachmüller, Vorstandsmitglied der Schwabacher Grünen, und sein Vorstandskollege und Stadtrat Eckhard Göll gingen einen Schritt weiter: „Die grundlegende Überlegung für uns lautet: Brauchen wir auf Sicht von einem oder zwei Jahren einen weiteren großen Gartenfachmarkt an dieser Stelle in Schwabach, oder benötigt Schwabach hier auf Sicht von fünf bis zehn Jahren angesichts rund 1000 Vormerkungen bei der Gewobau eher (Sozial-)Wohnungen, einen Handwerkerhof, Bürogebäude etc.“ Aus Grüner Sicht ist der Bedarf vor allem an Wohnraum, genauso aber auch Platz für Kleingewerbe und Handwerk, in Schwabach erheblich dringender als der Bedarf an einem weiteren Gartenfachmarkt. Die Schwabacherinnen und Schwabacher, aber auch die Bürger aus dem Umland, sind damit bereits gut versorgt. Auch Schwabacher Gartenbetriebe im Familienbesitz fürchten berichtigt die zunehmende Konkurrenz durch weitere Großbetriebe und Ketten.

„Aus städtebaulicher Sicht ist es meines Erachtens grundsätzlich sinnvoller, an dieser Stelle an der Alten Rother Straße die Weichen hin zu Wohnraum und nicht störendem Kleingewerbe zu stellen und dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend zu korrigieren“, ergänzte der Grüne Bürgermeister Dr. Roland Oeser.

Die Lage sei für Wohnraum auf den ersten Blick vielleicht nicht ideal, aber die extrem günstige Verkehrsanbindung zum ÖNV (Bahnhof) und zur Autobahn, die fußläufig erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten, auch u.a. die Nähe zu Kindergarten und Parkbad sprächen schließlich in Abwägung für eine geteilte Nutzung mit Wohnen und Arbeiten.

Petra Novotny griff das Thema Verkehr und Lärmschutz auf. „Zweifellos sprechen zunächst gegen eine Nutzung mit Wohnungen die Lärmquellen Eisenbahn und industrielles Gewerbe im Westen. Allerdings gibt es in unmittelbarer Umgebung, insbesondere an der Bahnhofskreuzung, aber auch entlang der Autobahn, ebenfalls stark dem Verkehr ausgesetzten Wohnraum, was heutzutage mit Schallschutzfenstern passiv sehr gut lösbar ist“. Sinnvoll wäre eine lärmschluckende Bebauung nach Westen zur Eisenbahnlinie mit mehrgeschossigen Gewerbe- und Handwerkerflächen. „Damit ist der größte Teil des Lärms weitestgehend abgemildert.“ Novotny verwies auf die jetzt bereits extreme Verkehrssituation an der Rother Straße, die mit der Bebauung durch Dehner – trotz geplanter Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen – noch deutlich zugenommen hätte.

Eckhard Göll verwies in seiner Funktion als haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion auf einen weiteren gewichtigen Aspekt: „Aus Sicht des Gewerbesteueraufkommens dürfte die geplante Bebauung mit Dehner bestenfalls neutral sein, angesichts der erheblichen Kannibalisierungseffekte mit anderen Fachmärkten und Gärtnereien in Schwabach. Vielmehr würde teils durch eine gewerbliche Nutzung mit Büros, Handwerkerhof und Kleingewerbe, und teils durch eine Nutzung für Wohnen das nachhaltige Gewerbe- und Einkommenssteueraufkommen in Schwabach tendenziell positiv beeinflusst werden.

In der Abwägung, so waren sich die Grünen Vorstände und StadträtInnen einig, ist eine andere Nutzung, die die Kriterien optimale Flächenausnutzung, Wohnen, Gewerbe, Finanzen und Stadtentwicklung berücksichtigt, deutlich besser für Schwabach und die Bürgerinnen und Bürger als ein großer Gartenfachmarkt. Es kommt jetzt darauf an, mit dem Eigentümer und potentiellen Investoren bzw. Entwicklern seitens der Stadt eine geänderte Nutzung zu diskutieren und in die Wege zu leiten. „Eine dauerhafte Brache mitten in Schwabach wollen wir nicht“, so Dr. Roland Oeser abschließend. „Wir wünschen uns ein neues, architektonisch attraktiv gestaltetes Quartier, das Wohnen und Arbeit bei optimaler Verkehrs- und Versorgungsanbindung flächenschonend verbindet“.

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